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Politik: Indien und Pakistan: Gipfel ohne Abschlusserklärung beendet

Wegen unlösbarer Differenzen um Kaschmir ist das historische Gipfeltreffen der verfeindeten Atommächte Indien und Pakistan ohne gemeinsame Abschlusserklärung zu Ende gegangen. Der pakistanische Präsident Pervez Musharraf verließ das indische Agra am Montagabend, nachdem in stundenlangen Sitzungen keine Einigung erzielt worden war.

Wegen unlösbarer Differenzen um Kaschmir ist das historische Gipfeltreffen der verfeindeten Atommächte Indien und Pakistan ohne gemeinsame Abschlusserklärung zu Ende gegangen. Der pakistanische Präsident Pervez Musharraf verließ das indische Agra am Montagabend, nachdem in stundenlangen Sitzungen keine Einigung erzielt worden war. Mit dem indischen Regierungschef Atal Behari Vajpayee vereinbarte der General dennoch ein weiteres Treffen in Pakistan.

In Kaschmir selbst ging derweil der blutige Alltag weiter. Mehr als 60 Menschen kamen während der drei Tage um, in denen in Agra über den Frieden gesprochen wurde. Nach den "herzlichen und konstruktiven Gesprächen" vom Sonntag begannen die Schwierigkeiten bereits am Montagmorgen, als General Musharraf für viel Wirbel sorgte. Bei einem als privat deklarierten Pressefrühstück, dessen Fernsehbilder ganz gezielt ausgestrahlt wurden, beklagte er sich über die indische Position, "die nicht bereit ist zuzugeben, dass es einen Disput über Kaschmir gibt", geschweige denn, "dass Kaschmir das Zentralproblem" ist. "Wie können wir uns auf vertrauensbildende Maßnahmen einigen, wenn man uns bewusst eine Kaschmir-Lösung vorenthält?", sagte der General. "Lasst mich nicht ohne ein Stück Papier nach Hause gehen, welches ich dort vorzeigen kann", sagte er, "denn sonst kann ich auch gleich in das Haus meiner Vorfahren nach Delhi zurückkehren". Indien hatte sich nach all der Herzlichkeit und Wärme des Vortags nämlich erlaubt, seine Informationsministerin mit der Bemerkung auftreten zu lassen, es seien alle möglichen Punkte bisher besprochen worden. Das Wort Kaschmir fiel dabei nicht. "Das war doch das Hauptgesprächsthema", sagte ein Delegationsmitglied.

Musharrafs Andeutung, wenn er nicht mit einem Papier nach Islamabad zurückkehre, drohe ihm das Exil, ist in Indien schon verstanden worden. Putschgeneräle stehen in Pakistan allzeit bereit, wenn sie das Gefühl haben, es ginge um den Ausverkauf ihres Landes. Aber man weiß in Delhi auch, dass nur ein starker Mann, und für Pakistan heißt das, ein Vertreter des Militärs, in der Lage ist, mit dem Erzfeind wirklich ins Gespräch zu kommen. Nur jemand wie ein Musharraf kann die Terroristen an die kurze Leine nehmen, die in Kaschmir ihr Unwesen treiben.

Kaschmir ist der einzige Staat der Indischen Union mit einer mehrheitlich muslimischen Bevölkerung. Genaugenommen zerfällt der Staat in drei Teile. In das muslimische Kaschmir-Tal, das hinduistische Jammu und das nördliche buddhistische Ladakh. Indien und Pakistan streiten sich seit der Teilung des Subkontinents 1947, seit der damalige Hindu-Maharaja sich gegen Pakistan entschied, um den muslimischen Teil. Zwei Kriege haben sie geführt, vor zwei Jahren wäre es um ein Haar sogar zum Atomkrieg gekommen.

Gabriele Venzky

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