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Informationspolitik: Olympische Fackel früher als erwartet in Tibet

Eingezogene Pässe, politische Umerziehungsmaßnahmen und ein überraschend vorgezogener Fackelzug in Tibet: Im Vorfeld der Olympischen Spiele werden die Maßnahmen der Organisatoren immer schärfer.

Die olympische Flamme wird schon am Samstag Tibet erreichen. Nach den neuen Plänen des Organisationskomitees konzentriere sich der Fackellauf auf die Hauptstadt Lhasa und sei von drei Tage auf einen Tag verkürzt worden, berichtete die Zeitung "Beijing News" am Montag unter Berufung auf einen der freiwilligen Fackelträger. Ein Vertreter des chinesischen Organisationskomitees, Zhang Liang, bestätigte die Information zunächst nicht. Und auch zu den nächsten Etappen gab es vorerst keine Informationen: Die würden erst "zu einem späteren Zeitpunkt" bekanntgegeben.

Nach dem verheerenden Erdbeben Mitte Mai in der Nachbarprovinz Sichuan hatten die Behörden den ursprünglichen Terminkalender für den Fackellauf geändert. Seitdem halten sie die Informationen über die nächsten Etappen zurück. Der Grund: Proteste gegen Chinas Tibet-Politik hatten vor allem den Fackellauf durch Europa und die USA überschattet.

Feuerwerkskörper sind verboten

Mit scharfen Sicherheitsvorkehrungen bereiteten sich die chinesischen Behörden unterdessen auf die nächste Etappe durch die vorwiegend von muslimischen Uiguren bewohnte westliche Provinz Xinjiang vor. Nach offiziellen Angaben wird die Flamme am Montagabend die Hauptstadt Urumqi erreichen. Nach dem Lauf durch das Stadtzentrum am Dienstag wird sie durch drei weitere Provinzstädte getragen. Nach einem Bericht der örtlichen "Morning Post" wurden Feuerwerkskörper und gefährliche Materialien im Vorfeld verboten und umfangreiche Fahrzeugkontrollen eingeführt.

Einheimische und Exil-Uiguren berichten von weitaus schärferen Maßnahmen: Unter anderem seien im Vorfeld bereits die Pässe zahlreicher Muslime eingezogen worden. Laut dem Sprecher des in Deutschland ansässigen uigurischen Weltkongresses, Dilxat Raxit, wurden tausende Uiguren festgenommen und muslimischen Geistlichen "politische Umerziehungsmaßnahmen" aufgezwungen.

Peking spricht von einer "terroristischen Bedrohung durch muslimische Separatisten", eine Behauptung, die von den Einheimischen zurückgewiesen wird. Nach ihren Angaben will die chinesische Führung damit ihre strikte Kontrolle über die an Bodenschätzen reiche Provinz rechtfertigen. Dass die Etappe durch Xinjiang um eine Woche vorverlegt wird, hatten die Organisatoren des Fackellaufs erst kurzfristig bekanntgegeben.

Auch in Tibet habe China im Vorfeld Restriktionen massiv verschärft, um Störungen zu vermeiden, berichtet die Tibet Initiative München. Bereits am vergangenen Mittwoch hatte die Flamme Shangri-la in der südwestchinesischen Provinz Yunnan erreicht. Hier leben zahlreiche Tibeter. Der Lauf wurde strengstens überwacht, sogar von den umliegenden Dächern aus, wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet. Außerdem durften die Mönche ihre Klöster in dieser Zeit nicht verlassen.

Am Montag wurde die olympische Flamme durch das südwestchinesische Chongqing getragen. (mpr/AFP)

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