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Infrastruktur: Iran plant Pilger-Transrapid

Iran plant offenbar eine Transrapid-Verbindung zwischen Teheran und der Pilgerstadt Maschhad. Mit 850 Kilometern wäre die Strecke die längste des Schnellzugs überhaupt. Für die Anschubfinanzierung habe Teheran bereits 1,5 Milliarden Dollar zur Verfügung gestellt.

München - Iran prüft den Bau einer milliardenschweren, 850 Kilometer langen Transrapid-Strecke für den Transport von Millionen Pilgern. Die Münchner Ingenieurfirma Regierungsbaumeister Schlegel hat nach eigenen Angaben vor wenigen Wochen dazu den Auftrag für eine Machbarkeitsstudie erhalten. Von einem "fatalen politischen Signal" sprach der Zentralrat der Juden in Deutschland. Angesichts der nuklearen Ambitionen und menschenverachtenden Äußerungen des Machthabers sei es skandalös, Geschäfte mit Teheran zu machen, erklärte Zentralrats-Präsidentin Charlotte Knobloch. Mit "Holocaust-Leugnern" dürfe keine Geschäftsbeziehung eingegangen werden, sagte sie mit Blick auf Äußerungen des Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad.

Geschäftsführer Harald Späth von der Münchner Ingenieurfirma sagte: "Wenn es zur Ausführung käme, wäre das weltweit die längste Transrapid-Strecke, die je im Gespräch war, und der Durchbruch für die Technologie." Er bestätigte damit einen Bericht der "Süddeutschen Zeitung". Ziel sei es, zwölf bis 15 Millionen Pilger im Jahr vom Großraum Teheran nach Maschhad zu bringen. Maschhad im Nordosten des Landes ist nicht nur die zweitgrößte, sondern auch die touristisch wichtigste Stadt in Iran. Dort befindet sich das Mausoleum des achten schiitischen Imams Resa. Jedes Jahr pilgern Millionen von Schiiten aus dem Inland und aus benachbarten Staaten, besonders Irak und Aserbaidschan, nach Maschhad.

Mit dem Bus zwei Tage unterwegs

Busse brauchen für die Strecke Teheran-Maschhad zwei Tage. Es gibt mehrere Expresszüge, die im Vergleich zu den diversen Flugverbindungen weitaus billiger und daher auch beliebter sind. Der Transrapid würde den Transport der Pilger erheblich erleichtern.

Die iranische Regierung hat nach Darstellung des Ingenieurbüros Schlegel 1,5 Milliarden Dollar (rund 1,1 Mrd Euro) als Anschubfinanzierung für die Transrapidstrecke bereitgestellt. Iran hoffe auf private Mitfinanziers, sagte Späth. "Es gibt viele reiche Menschen in Iran." Angesichts der Ölvorräte des Landes sei die Finanzierung nicht das vorrangige Thema. Die Auftraggeber aus Iran haben sich nach Angaben von Späth sowohl auf der Transrapid-Teststrecke im Emsland als auch in Schanghai ein Bild von der Technik gemacht. Mit der Machbarkeitsstudie soll geklärt werden, was der Bau der Strecke in Iran kosten würde. Die Studie soll nach Worten von Späth in zwölf bis 18 Monaten abgeschlossen sein. Das deutsche Transrapid-Konsortium ist nicht in das Verfahren in Iran involviert, sagte ein Sprecher in Berlin.

Wiesheu: Habe Deal eingefädelt

Das Projekt hatte der frühere bayerische Wirtschaftsminister Otto Wiesheu während eines Iran-Besuchs vor rund drei Jahren eingefädelt. "Wir haben seinerzeit über Infrastruktur-Projekte geredet", sagte Wiesheu, der inzwischen im Vorstand der Deutschen Bahn ist, der Zeitung. "Es wäre schön, wenn sich das jetzt auszahlen würde." Den Bau der Strecke hält Wiesheu trotz des Atomkonflikts mit Iran für machbar. "Der Transport von Pilgern in Iran ist sicherlich kein Projekt, das politischen Boykottmaßnahmen unterläge."

Auch für die Münchner Transrapid-Strecke könnten die Pläne in Iran Wiesheu zufolge hilfreich sein. In verschiedenen Ländern würden Transrapid-Projekte diskutiert. "Die warten alle darauf, dass in Deutschland endlich etwas vorwärts geht." In China musste der geplante Ausbau der Transrapidstrecke von Schanghai in das benachbarte Hangzhou nach monatelangen Protesten von Anwohnern gerade erst gestoppt werden. In Deutschland wird seit Jahren über den Bau einer Strecke zwischen dem Münchner Flughafen und dem Hauptbahnhof diskutiert. (tso/dpa)

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