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Politik: Innenminister lässt doch plakatieren

Aktion gegen Muslime am Ort einer Nazi-Attacke.

Berlin/Köln - Entgegen der Ankündigung des Bundesinnenministeriums, die umstrittene Aktion „Vermisst“ gegen muslimische Extremisten vorerst zu stoppen, sind entsprechende Plakate und Postkarten in Köln und Berlin aufgetaucht – darunter ausgerechnet am Schauplatz eines NSU-Anschlags gegen Migranten. Die Stadt Köln bestätigte, dass Karten „ kartonweise“ in der Keupstraße in Köln-Mülheim unter die Leute gebracht worden seien und bestätigte damit einen Bericht des „Kölner Stadt-Anzeigers“. Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD) kritisierte die Aktion als „in hohem Maße unsensibel“. Die Aktion „Vermisst“ weist auf eine Beratungsstelle beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hin, an die man sich wenden kann, wenn man bemerkt, dass sich jemand zum radikalen Islamisten wandelt.

In der überwiegend von Türken bewohnten Keupstraße war 2004 eine Nagelbombe explodiert und hatte 22 Menschen verletzt. Die Polizei glaubte – wie in den anderen Fällen auch – jahrelang an einen migrantischen Hintergrund, hier eine Abrechnung unter türkischen Kriminellen. Doch dann stellte sich vergangenes Jahr heraus, dass die rechtsextremistische Terrorgruppe NSU den Anschlag verübt hatte. Ihr werden zehn Morde zur Last gelegt. Eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums sagte, in den vergangenen Tagen seien 200 000 solcher Karten in zehn deutschen Städten verteilt worden, darunter in Köln. Zu einzelnen Straßen könne sie nichts sagen.

Auch in Berlin-Neukölln sind Plakate aufgetaucht, wie das Online-Medium Migazin berichtet. Es zitierte einen Sprecher des Innenministeriums, der bestätigte, es sei „nicht auszuschließen, dass ein oder zwei Plakate“ geklebt wurden, maximal eine Handvoll. Vor einer Woche hatte das Ministerium selbst unter Hinweis auf eine Gefährdungsanalyse des Bundeskriminalamts den Start der umstrittenen Aktion verschoben. dpa/Tsp

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