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Politik: Innere Sicherheit: Lieber nicht darüber reden - Trotz Terror und Gegenschlag bleiben die Atomkraftwerke in Betrieb

Das Thema ist so heiß wie ein Brennstab und die Atomkraftwerksbetreiber sähen es am liebsten im Endlager aller Fragen: Ein möglicher Terroranschlag auf ein Akw oder einen Atomtransport. Der Akw-Betreiber Eon gibt zu, "dass es keine hundertprozentige Sicherheit bei kriegerischen Auseinandersetzungen gibt".

Das Thema ist so heiß wie ein Brennstab und die Atomkraftwerksbetreiber sähen es am liebsten im Endlager aller Fragen: Ein möglicher Terroranschlag auf ein Akw oder einen Atomtransport. Der Akw-Betreiber Eon gibt zu, "dass es keine hundertprozentige Sicherheit bei kriegerischen Auseinandersetzungen gibt". Gleichwohl sieht er keinen Grund, seine Anlagen herunterzufahren oder die Transporte alter Brennstäbe womöglich auszusetzen.

Zum Thema Online Spezial: Kampf gegen Terror Hintergrund: US-Streitkräfte und Verbündete Schwerpunkt: US-Gegenschlag, Nato und Bündnisfall Schwerpunkt: Osama Bin Laden Schwerpunkt: Afghanistan Chronologie: Terroranschläge in den USA und die Folgen Fotostrecke: Bilder des US-Gegenschlags Umfrage: Befürchten Sie eine Eskalation der Gewalt? "Wir sind an einem zügigen Transport interessiert", sagt Petra Uhlmann, Sprecherin von Eon Energie. So könne das Akw Stade, das 2005 als erstes stillgelegt wird, nur abgebaut werden, wenn der Müll abtransportiert wird. Das haben die Betreiber auch schon vor den Anschlägen in den USA und der Bombardierung Afghanistans gesagt. Sie sehen keinen Grund, weshalb das Thema Sicherheit ausgerechnet jetzt auf die Atomkraft zugespitzt werden sollte. Schließlich könne sich die Zivilisation nicht durch Terroranschläge lähmen lassen, sagt Uhlmann.

"Skandalös und verantwortungslos", findet Veit Bürger, Atomexperte von Greenpeace, das Verhalten der Atomkonzerne. Greenpeace und 18 weitere Umweltschutzorganisationen fordern, dass die Atomtransporte sofort ausgesetzt und die 19 Kraftwerke in Deutschland abgeschaltet werden. "Ein kalter Reaktor ist noch kontrollierbar, ein heißer nicht", sagt Bürger.

Dabei gibt es "derzeit keinerlei konkrete Hinweise, dass irgendeine Gefahr für die Atomanlagen droht", sagte gestern der Sprecher des Innenministeriums. "Das kann sich von Stunde zu Stunde ändern", fügte er hinzu. Durch die verschärften Kontrollen an den Flughäfen würde die Bundesregierung alles dafür tun, dass überhaupt kein Flugzeug entführt werden könne. Deswegen gebe es auch keinen Grund, eine Flugabwehrkanone neben den Akw zu postieren.

Die deutschen Atomkraftwerke laufen also weiter wie bisher. Dabei hat sich der Sicherheitsrat durchaus mit möglichen Angriffen auf sie befasst, ebenso wie mit biologischen und chemischen Kampfstoffen. Die verschiedenen Geheimdienste stellten dem Kanzler dar, was passieren kann - und wie. Ein Sicherheitsszenario besteht darin, die Kraftwerke herunterzufahren. "Das würde das Problem etwas mindern", sagt Michael Müller, Umweltexperte der SPD-Fraktion. Dennoch blieben die Kraftwerke voll mit radioaktivem Material. "Es zeigt sich jetzt, dass wir Recht haben mit dem Ausstieg aus der Atomenergie", sagt Müller. Er fordert, dass die Konzerne die Atomtransporte aussetzen. Bis Ende des Jahres verfügt die Industrie über weitere Genehmigungen für Transporte nach La Hague und für sechs Castor-Transporte aus der französischen Wiederaufarbeitung ins Atomlager Gorleben.

Die Transportfirma der Atomindustrie, die Nuclear Cargo-Service GmbH, arbeitet bereits mit den Innenministern an einer Route. Für den Weg nach Gorleben haben die Atomspediteure einen Zeitraum bis zum 7. November. Mit anderen Worten: Der Castor-Transport steht unmittelbar bevor. Noch steht Niedersachsen zu seinem Wort, dass die "derzeitigen Gefahrenprognosen keinen Anlass bieten, den beabsichtigten Transport nach Gorleben in Frage zu stellen". Die Innenminister anderer Bundesländer sehen das jedoch anders und wollen in diesem Jahr keine Atomtransporte mehr gewähren lassen. Dem Vernehmen nach bemüht sich auch schon das Bundeskanzleramt um eine Verschiebung des Termins für die nächsten Castoren.

Ulrike Fokken

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