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Politik: Integration durch Islam-Unterricht

Von Richard Schröder

Die drei islamischen Dachverbände in Deutschland wollen sich zusammenschließen, um islamischen Religionsunterricht als reguläres Schulfach zu ermöglichen. Das erfordert eine Ausbildung von islamischen Religionslehrern an deutschen Universitäten. Für den Inhalt ist die betreffende Religionsgemeinschaft zuständig. Denn es steht dem Staat nicht zu, zu definieren, was Islam ist. Er übt aber eine Aufsichtspflicht aus über die Qualität der Ausbildung und des Unterrichts.

Ein islamischer Religionsunterricht wäre ein wichtiger Beitrag zur Integration der Moslems in Deutschland, weil er ihre Religion ernst nimmt. Er wäre zudem ein willkommenes Gegengewicht zu islamischen Winkelpredigern, die Integration ablehnen. Einen einvernehmlichen islamischen Religionsunterricht wird es in NRW und anderswo geben, aber nicht in Berlin. Denn die Berliner SPD hat ihm den Boden entzogen, weil sie sich gegen das Wahlpflichtmodell Ethik oder Religion entschieden hat. Sie wird weiter den Islamunterricht der Islamischen Föderation in den Berliner Schulen dulden und finanzieren müssen, obwohl „an dessen Kompetenz und Bereitschaft, im Sinne der freiheitlichdemokratischen Werteordnung tätig zu werden, erhebliche Zweifel bestehen“, heißt es im bildungspolitischen Leitantrag des Landesvorstandes der SPD vom 31. Januar 2005 in der vom Schulsenator Böger favorisierten Variante II.

Hinter dieser Ablehnung vermute ich zwei Motive. Das eine ist aller Ehren wert: ein alternativloses Pflichtfach LER fördere die Integration. Ich bezweifle aber, dass diese Prognose stimmt. Das andere Motiv: Religions- und Kirchenfeindlichkeit. Religionsunterricht, auch der christliche, gilt als gefährlich. Man wird mir meiner Biographie wegen nachsehen, dass das bei mir sehr unangenehme Erinnerungen weckt. Die bildungspolitische Sprecherin der PDS hat dem neuen Schulfach die Aufgabe zugedacht, den Kindern beizubringen, „ihre Herkunftsreligion zu relativieren“. Den Islam relativieren, das soll ein Beitrag zur Integration sein? Ärger wird das geben. Ich bin froh, dass ich meine Kinder dieser staatlich verordneten Religionsrelativierung nicht aussetzen muss. Das haben sie schon zu DDR-Zeiten erlebt.

Die Lehrer für das neue Schulfach sollen sich zwei Semester berufsbegleitend fortbilden, sagt die PDS. Im Brandenburg sind dafür sechs Semester vorgesehen! „Lehrer unterrichten auch jetzt schon viel, wofür sie nicht ausgebildet sind.“ Und ich Trottel habe fürs Theologiestudium zehn Semester gebraucht!

Lessings Ringparabel hat nicht die Pointe: Alle Ringe sind gefälscht, und auch nicht: Nimm dir von jedem Ring ein Stück. Sondern nimm deinen Ring ernst und die Verheißung, dass er vor Gott und Menschen angenehm macht. Und respektiere den Ring des anderen. Intensivierung, Kultivierung, Humanisierung ist gemeint und nicht Relativierung.

Der Autor ist Professor für Theologie an der Humboldt-Universität zu Berlin.

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