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Integration: Zentralrat der Muslime kritisiert Bischof Huber

"Tief enttäuscht" zeigte sich der Zentralrat der Muslime von den Äußerungen des EKD-Vorsitzenden Huber. Woher die Enttäuschung rührt, ist nicht ganz klar. Huber hatte sich für den Bau von Moscheen ausgesprochen.

In der Debatte über Moscheebauten in Deutschland hat sich der Zentralrat der Muslime "tief enttäuscht" über skeptische Äußerungen des EKD-Ratsvorsitzenden Bischof Wolfgang Huber gezeigt. Huber habe "den schwelenden Konflikt der Muslime mit der evangelischen Amtskirche wieder neu entfacht", sagte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Ayyub Axel Köhler, im TV-Sender N24. "Wir hatten gehofft, dass wir auf sachlicher Ebene uns wieder einigen und den Frieden wieder herstellen können." CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla wies die Kritik an Huber zurück. Dessen Äußerungen seien "absolut richtig", sagte Pofalla dem Nachrichtensender.    Huber hatte nach Angaben der Evangelischen Kirche in Deutschland die Auffassung vertreten, es diene der Integration und fördere den Dialog, wenn muslimische Gebetshäuser aus den Hinterhöfen herauskämen. Die vielen Diskussionen um Moscheebauten etwa in Berlin, Köln und Frankfurt am Main zeigten "aber auch, welche Rückfragen durch solche Bauvorhaben nicht nur bei den Nachbarn in den Stadtvierteln ausgelöst werden". "Geht es um Religionsfreiheit oder um Macht im öffentlichen Raum? So wird immer deutlicher gefragt." Muslimische Sprecher seien gut beraten, solche Rückfragen ernst zu nehmen, betonte Huber.    Köhler sagte dazu, es gebe "keinen Machtanpruch, der mit dem Bau einer Moschee verbunden ist". "Es ist einfach die Nachfrage der Muslime, die hier heimisch geworden sind, nach Moscheen, in denen sie ihre Religion ausüben können, und das in aller Öffentlichkeit und in einer würdigen Form." Im Zuge des geplanten Moscheebaus in Köln-Ehrenfeld habe sich gezeigt, dass die Anwohner das islamische Gebetshaus durchaus akzeptierten. "Hier handelt es sich wohl um eine ideologische Auseinandersetzung zwischen gewissen Kräften - meistens rechten Kräften - und den Muslimen."

Huber "integre Persönlichkeit"
  
Pofalla nannte Huber "eine völlig integre Persönlichkeit, die übrigens das Toleranzgebot in wirklich klassischer Weise für sich auch verinnerlicht hat". Den Muslimen in Deutschland müsse gesagt werden, "setzen Sie sich bitte nicht nur für den Moscheebau in Deutschland ein, sondern setzen Sie sich bitte auch in muslimischen Ländern - beispielsweise in der Türkei - dafür ein, dass christliche Kirchen dort gebaut werden können".
  
Der Berliner Kardinal Georg Sterzinsky äußerte im Gespräch mit N24 Verständnis, dass der "plötzliche Boom" bei Moscheebauvorhaben in Deutschland "manche Leute sehr verunsichert". Auch müsse Hubers Frage erlaubt sein, ob dahinter ein "Machtanspruch" stehe. Aber dann habe "natürlich jeder legitimierte Vertreter der Muslime das Recht nachzuweisen, dass es aus einem religiösen Bedürfnis stammt". Der katholische Erzbischof fügte hinzu, gerade der Moscheebau könne "auch ein Zeichen von Integration sein". "Diese Hinterhof-Moscheen führen ja zu einem Gefühl der Unterlegenheit, das der Integration gar nicht dient." (mit AFP)

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