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Der türkische Premier Erdogan und Kanzlerin Merkel.

© dpa

Integrationsdebatte: Erdogan bezeichnet Kritik an Wulff als "laienhaft"

Der türkische Premier Erdogan ist begeistert von der Rede des Bundespräsidenten – und will bei der Integration helfen. Unterdessen wendet sich CSU-Chef Seehofer gegen eine weitere Zuwanderung aus "fremden Kulturkreisen".

Von Hans Monath

Berlin - Der türkische Ministerpräsident Tayyip Erdogan hat zu einer besseren Integration von in Deutschland lebenden Türken aufgerufen und Unterstützung für diesen Prozess zugesagt. Die Integration dieser rund zwei Millionen Menschen in die deutsche Gesellschaft sei „außerordentlich wichtig“, sagte Erdogan am Sonnabend nach einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Wenn aus der Türkei stammende Migranten seit Jahrzehnten in Deutschland lebten, sei Integration „selbstverständlich erforderlich, damit ein friedliches Zusammenleben möglich ist“. Damit relativierte der türkische Politiker eigene Aussagen bei einem Deutschlandbesuch im Jahr 2008, bei dem er die Türken vor einer zu starken Anpassung gewarnt hatte.

Merkel kündigte an, den 50. Jahrestages des Anwerbeabkommens für türkische Vertragsarbeiter im Oktober 2011 zum Anlass für eine Bilanz zu nehmen, bei der auch die „unverkennbar vorhandenen Probleme“ in den Blick genommen werden sollten. Erdogan sagte, er wolle das gemeinsame Jubiläum im kommenden Jahr nutzen, um im Hinblick auf die Integration der Türken in Deutschland zu klären, „was wir noch tun können, damit wir weiterkommen“.

Mit großer Emphase begrüßte Erdogan die umstrittene Aussage von Bundespräsident Christian Wulff, wonach auch der Islam zu Deutschland gehört. Wulff habe die Realität verschiedener Religionen beschrieben, der Staat müsse ihnen gegenüber tolerant sein, sagte Erdogan: „Ich erkenne das hoch an.“ Vor allem der konservative Flügel der Union hatte die Aussage zum Islam kritisiert. „Es darf nicht dazu kommen, dass politische Parteien solche Meinungen bekriegen“, warnte Erdogan mit Blick auf die Kritik an Wulff. Eine solche Kritik sei „laienhaft“ und „nicht im Interesse der Länder“. Der Bundespräsident besucht die Türkei Mitte Oktober.

CSU-Chef Horst Seehofer wandte sich unterdessen gegen eine weitere Zuwanderung aus „fremden Kulturkreisen“. Es sei klar, „dass sich Zuwanderer aus anderen Kulturkreisen wie aus der Türkei und arabischen Ländern insgesamt schwerer tun“, sagte der bayerische Ministerpräsident dem Magazin „Focus“. Daraus ziehe er „auf jeden Fall den Schluss, dass wir keine weitere Zuwanderung aus anderen Kulturkreisen brauchen“.

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