zum Hauptinhalt

Kaukasus: Russland beendet Anti-Terror-Offensive in Tschetschenien

Es war ein langer und blutiger Konflikt zwischen der autonomen Kaukasusrepublik Tschetschenien und Russland: Seit 1991 kämpft die Republik um ihre Unabhängigkeit, seit zehn Jahren ist eine russische Anti-Terror-Einheit im Land stationiert. Nun sollen die 20.000 Soldaten aus Tschetschenien abgezogen werden.

Russland hat nach einem Jahrzehnt seinen Anti-Terror-Einsatz in Tschetschenien beendet. Russische Nachrichtenagenturen zitierten am Donnerstag eine Erklärung des Inlandsgeheimdienstes FSB, nach der um Mitternacht eine entsprechende Order von FSB-Chef Alexander Bortnikow erging. Bortnikow hob demnach das 1999 erlassene Dekret für den Anti-Terror-Einsatz in der nach Unabhängigkeit strebenden Kaukasusrepublik auf. Die Entscheidung solle der "künftigen Normalisierung der Lage" in Tschetschenien dienen, hieß es weiter.

Auf Seiten Tschetscheniens wurde die Nachricht äußerst positiv aufgenommen. Damit ende ein schweres Kapitel für die Teilrepublik, sagte der tschetschenische Präsident Ramsan Kadyrow nach Angaben der Agentur Interfax. Mit der Aufhebung des kriegsähnlichen Rechts ist laut Medienberichten in Moskau auch der Abzug von 20.000 russischen Soldaten verbunden. Kadyrow betonte, dass die Konfliktregion im Nordkaukasus heute friedlich sei. Das Ende des 1999 eingeführten "Anti-Terror-Regimes" helfe Tschetschenien bei seiner weiteren wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung.

Das frühere Kriegsgebiet stand bisher unter besonderer Verwaltung des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB. Kremlchef Dmitri Medwedew hatte den FSB unlängst aufgefordert, diesen Status nach Möglichkeit zu beenden.

Lage seit längerem stabil

Die Lage in der Region gilt seit längerem als vergleichsweise ruhig. Insbesondere die von Russland im Krieg zerstörte Hauptstadt Grosny ist größtenteils wieder aufgebaut. Kadyrow genießt in der vorwiegend muslimischen Bevölkerung ungeachtet einer Arbeitslosenquote von über 50 Prozent breite Zustimmung. Dagegen weisen einzelne russische Sicherheitsexperten darauf hin, dass Rebellen weiter Anschläge in der Region verüben. Betroffen sind auch die Nordkaukasus-Republiken Dagestan und Inguschetien.

Russlands Militär ging 1994 gegen die Unabhängigkeitsbestrebungen der Teilrepublik Tschetschenien vor, musste jedoch 1996 einen Waffenstillstand akzeptieren. Nach einer zweiten militärischen Eroberung 2000 wehrten sich die Tschetschenen jahrelang mit Guerilla-Attacken. Terroristen trugen den Kampf immer wieder auch nach außen, so bei den Geiselnahmen in einem Moskauer Musical-Theater 2002 und in einer Schule in der nordossetischen Stadt Beslan 2004. Bei den Anschlägen wurden hunderte Menschen getötet.

Das nun aufgehobene Dekret war 1999 vom inzwischen verstorbenen russischen Präsidenten Boris Jelzin wenige Monate vor seinem Rücktritt erlassen worden. Russische Truppen marschierten Ende 1999 in Tschetschenien ein. (sba/dpa/AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false