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Völkermordprozess: Karadzic vor Gericht erstmals mit Zeugen konfrontiert

Im Völkermordprozess gegen den früheren bosnischen Serbenführer Radovan Karadzic ist der Angeklagte zum ersten Mal mit einem Zeugen der ihm zur Last gelegten Verbrechen konfrontiert worden.

Die Staatsanwaltschaft rief am Dienstag zum Auftakt ihrer mehrmonatigen Beweisführung vor dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien den einstigen Insassen eines bosnisch-serbischen Gefangenenlagers für Muslime, Ahmet Zulic, auf. Zulic erklärte unter anderem, er habe beobachtet, wie in einem Gefangenenlager in der Region Sanski Most im Nordwesten Bosniens 20 muslimische Männer gezwungen wurden, ihre eigenen Gräber zu schaufeln. „Dann schnitten sie ihnen die Kehlen durch oder töteten sie durch Schüsse.“ Er selbst sei in seiner fünfmonatigen Haftzeit schwer geschlagen worden, so dass er Kopfverletzungen und Rippenbrüche erlitt. Zudem sei er völlig abgemagert.  Zulic hatte auch schon im Prozess gegen den früheren serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic ausgesagt. Im Kreuzverhör versuchte Karadzic, der selbst als Verteidiger agiert, den Zeugen Zulic in Widersprüche zu verwickeln. Immer wieder fragte er ihn nach politischen Vorgängen in Bosnien sowie militärischen Gruppierungen bosnischer Muslime. Zulic wiederholte, er sei niemals politisch aktiv gewesen und habe keiner Partei angehört. Karadzic ist in elf Fällen wegen Völkermordes, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Bosnienkrieges 1992 bis 1995angeklagt. (dpa)

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