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Katrin Göring-Eckardt (46) will die Grünen in die Wahl 2013 führen.

© dpa

Interview mit Katrin Göring-Eckardt: „Ich kämpfe für Rot-Grün nach der Bundestagswahl“

Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt über ihre Spitzenkandidatur, eigene Stärken, Basisdemokratie in ihrer Partei - und ihr Image als Vorkämpferin von Schwarz-Grün.

Von
  • Sabine Beikler
  • Hans Monath

Frau Göring-Eckardt, sind Sie im Kampf um die Spitzenkandidatur der Grünen für den Bundestagswahlkampf die Vertreterin der Jüngeren gegen die Generation Künast-Trittin-Roth, also gegen die Erben der 68er?

Ich verstehe mich nicht in erster Linie als Vertreterin einer bestimmten Generation, es geht nicht um ein Gegeneinander, sondern darum, sich zu ergänzen. Der Teamgedanke spielt in der Gesellschaft und der Wirtschaft eine immer wichtigere Rolle. Wenn man auf Vielfalt setzt, kann man mehr Menschen überzeugen.

Sie werden doch vor allem von gleichaltrigen Grünen-Politikern unterstützt, die sich durch die bald 60-jährigen anderen Kandidaten nicht vertreten sehen.
Meine Botschaft lautet nicht, dass Renate Künast, Claudia Roth und Jürgen Trittin wegmüssen. Meine Botschaft lautet: Wir müssen verschiedene Milieus, Altersgruppen und Themen ansprechen. Jeder von uns hat seine Stärken.

Wo liegen denn Ihre Stärken?
Eine meiner Stärken liegt sicher darin, dass ich in den vergangenen Jahren Erfahrungen auch außerhalb der Politik gesammelt habe, in Zivilgesellschaft und Kirche. Ich kann ganz gut vor vielen reden, aber auch in einem kleinen Kreis mit fünf Gesprächsteilnehmern. Ich kann überzeugen und stehe für sachliche Auseinandersetzung, nicht für einen persönlich-verletzenden Stil. Ich setze auf Argumente und ich lasse mich auch überzeugen. Manche nennen das leise Töne. Dazu sage ich: Es geht um Klarheit und Glaubwürdigkeit, in jeder Lautstärke.

Warum ist das wichtig?
Weil wir in einer Zeit leben, in der viele das aggressive Gegeneinander leid sind. Die Menschen sehnen sich auch nicht mehr nach dem einen superdurchsetzungsfähigen Politiker, der für alles Lösungen oder so was wie Erlösung verspricht. Deswegen werbe ich für ein Spitzenteam. Das heißt aber nicht, dass ich unsere politischen Gegner schone. Mit der schwarz-gelben Bundesregierung gibt es keinen Kuschelkurs. Die wollen wir ablösen.

Die Umfragen sehen im Moment keine Mehrheit für Rot-Grün.
Genau deshalb müssen wir noch zulegen. Es reicht nicht, wenn wir Grüne nur die Wechselwähler zwischen Rot und Grün ansprechen. Wir müssen darüber hinaus Wähler gewinnen.

Die Grünen schwören auf die Basisdemokratie, trotzdem wollen Sie keine Urabstimmung. Wie passt das zusammen?
Es ist viel entscheidender, wenn die Inhalte der Politik basisdemokratisch bestimmt werden. Wir werden im kommenden Frühjahr deshalb unser Wahlprogramm gemeinsam erarbeiten. Wir Grüne werden zuerst wegen unserer Inhalte gewählt, dann erst wegen Personen. Deswegen sollten wir die Urwahl, wenn es dazu kommt, vor allem mit unseren Inhalten verbinden.

Wenn es zur Urwahl kommt, ist es denkbar, dass Sie zugunsten einer anderen Kandidatin verzichten?
Wenn es dazu kommt, bin ich dabei und kämpfe dafür, Spitzenkandidatin zu werden. Dann ist es die Aufgabe, unsere Inhalte mit den Personen stark zu machen.

Sie gelten als schwarz-grüne Vorkämpferin. Werden Sie für eine Koalition mit der CDU werben, wenn es für Rot-Grün nach der Bundestagswahl nicht reicht?
Manche Zuschreibung wird man nie los. Nein, ich kämpfe für Rot-Grün, für die Ablösung von Angela Merkel und für eine wirklich andere Politik. CDU, CSU, erst recht die FDP sind keine potenziellen Partner. Und wir sollten von deren Politik zu Recht Enttäuschte durchaus gewinnen können, echte Liberale und wahre Wertkonservative.

Sie sind Präses der Synode der Evangelischen Kirche. Wäre das vereinbar mit dem Amt der Spitzenkandidatin?
Jetzt bin ich Bewerberin, das ist zu verbinden – in der Person – aber nicht zu vermischen. Das habe ich auch so mit Vertretern meiner Kirche besprochen.

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