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Steife Brise. Die Möglichkeiten auch der Windenergie sind kaum genutzt.

© Jens Wolf/dpa

IPCC-Report: Klimarat hält Energiewende bis 2050 für möglich

Je effizienter die Wirtschaft, desto geringer der Bedarf. Der Weltklimarat sieht die Chance, bis 2050 knapp 80 Prozent der Welt mit Wind und Co. zu versorgen.

Berlin - Bis 2050 könnten knapp 80 Prozent des weltweiten Energiebedarfs mit erneuerbaren Energiequellen gedeckt werden. Das ist das Ergebnis des optimistischsten Szenarios, das der Weltklimarat (IPCC) für seinen Report über die erneuerbaren Energien (SRREN) ausgewertet hat. Legt man dagegen das pessimistischste Szenario zugrunde, liegt der Anteil der erneuerbaren Energien in der Mitte des Jahrhunderts gerade mal bei 15 Prozent. Das optimistische Szenario stammt von Greenpeace und ist ein seit mehreren Jahren stetig fortgeschriebenes Konzept für den klimafreundlichen Umbau der Energieversorgung mit dem Namen „Energy Revolution“, das pessimistische Szenario legt den „Weltenergieausblick“ der Internationalen Energieagentur (IEA) zugrunde.

Greenpeace rechnet mit einer Wirtschaft, die sehr effizient mit Energie umgeht. Die IEA geht von einer Wirtschaft aus, in der Effizienz keine besondere Rolle spielt und rechnet daher mit einem knapp doppelt so hohen Energiebedarf im Jahr 2050 wie Greenpeace. Der IPCC weist darauf hin, dass für die Erreichung des IEA-Szenarios in den kommenden Jahren deutlich weniger Geld investiert werden würde, als es in den Krisenjahren 2008 und 2009 der Fall gewesen sei.

Der IPCC hat 164 Szenarien untersucht, die sich zwischen diesen beiden Positionen bewegen. Vier Szenarien haben die rund 120 Autoren des knapp 1000 Seiten langen Reports genauer untersucht. Seit dem vergangenen Donnerstag haben Regierungsvertreter von mehr als 100 Ländern in Abu Dhabi darüber gestritten, was in der politischen Zusammenfassung des Reports stehen darf. „Wir haben zwei Nächte durchverhandelt“, sagte Sven Teske von Greenpeace am Montag. Zu verdanken sei das vor allem den Ölstaaten Saudi-Arabien und Katar sowie dem brasilianischen Verhandlungsleiter gewesen, meinte er. Die Ölstaaten hätten zäh versucht, jeglichen Hinweis auf die technischen und wirtschaftlichen Potenziale der erneuerbaren Energien in dem Papier zu tilgen. Damit seien sie aber nur gelegentlich erfolgreich gewesen, meinte Teske. Brasilien wiederum wollte alle Aussagen darüber, dass es für Agrartreibstoffe glaubwürdige Nachhaltigkeitsvorgaben braucht, damit sie dem Klima nutzen und nicht durch Regenwaldzerstörung oder den Umbruch von Naturlandschaften zu Äckern sogar noch mehr Treibhausgase freisetzen.

„Mit einer konsistenten Klima- und Energiepolitik können erneuerbare Energiequellen bedeutend zum menschlichen Wohlbefinden und einer nachhaltigen Energieversorgung beitragen“, sagte Professor Ottmar Edenhofer, Ko-Vorsitzender der Arbeitsgruppe III des IPCC, der als Hauptautor den Bericht mitverfasst hat. Edenhofer ist Chefvolkswirt des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung und zudem Professor für Klimaökonomie an der Technischen Universität Berlin. Sein malischer Kollege Youba Sokona, der für das Afrika Klimapolitikzentrum in Äthiopien arbeitet, stellte in Abu Dhabi heraus, dass die erneuerbaren Energien „die Bedürfnisse der Armen befriedigen“ könnten. Das Wachstum der erneuerbaren Energien könne auch zu einem bedeutsamen Wirtschaftswachstum in Entwicklungsländern beitragen. Der dritte Ko-Vorsitzende der Arbeitsgruppe, Ramon Pichs vom Wirtschaftsforschungszentrum auf Kuba, betonte: „Der Bericht zeigt, dass es nicht um das Vorhandensein der Ressourcen geht, sondern um die Politik.“ Davon hänge ab, in welchem Tempo der Anteil erneuerbarer Energien weltweit steigen werde. Denn das technische Potenzial der erneuerbaren Energien liege weltweit um ein Vielfaches höher als die heutige globale Energienachfrage. Selbst im optimistischen Greenpeace-Szenario würden lediglich 2,5 Prozent der technisch möglichen Potenziale von Windkraft, Solarenergie, Biomasse oder Erdwärme genutzt.

Die Investitionen für den Umbau liegen je nach Szenario zwischen 1,4 Milliarden Dollar und 5,1 Milliarden Dollar bis 2020 und weiteren 1,5 Milliarden bis 7,2 Milliarden Dollar im Folgejahrzehnt bis 2030. Allerdings sind von 300 Gigawatt elektrischer Leistung in den Jahren 2008 und 2009 bereits 140 Gigawatt in erneuerbare Energien investiert worden. Das Wachstum ist seit Jahren zweistellig.

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