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Irak: Anwalt fordert Untersuchung der Hinrichtung

Einer der Anwälte von Saddam Hussein, der Franzose Emmanuel Ludot, verlangte in einem Brief an UN-Generalsekretär Ban Ki Moon eine Untersuchung der Umstände, unter denen sein Mandant hingerichtet wurde.

Bagdad - Das Video seiner Hinrichtung und die Tatsache, dass Saddam gehängt worden sei, verstießen gegen die Genfer Konvention von 1949. Der Hingerichtete sei bis zu seinem Tod vom Status her ein Kriegsgefangener gewesen, also hätte die Konvention auf ihn angewandt werden müssen, heißt es in dem am Dienstag in Auszügen veröffentlichten Schreiben.

Der Anwalt will außerdem wissen, wer die vermummten Henker waren, denn hochgestellte Saddam- Gegner könnten "in einem üblen Handel mit der Besatzungsmacht das Privileg erhalten haben, bei der Tötung selbst Hand anzulegen". Außerdem haben zwei Tage nach der Verbreitung eines vollständigen Videos von der Hinrichtung Saddam Husseins im Internet die irakischen Behörden Ermittlungen zu dem Fall aufgenommen.

Wer filmte die Hinrichtung?

Es sollten sowohl derjenige ausfindig gemacht werden, der das Video mit einem Handy aufgenommen hat, als auch die Verantwortlichen für die Internet-Veröffentlichung, sagte ein Mitarbeiter von Regierungschef Nuri al Maliki. Der britische Vize-Premierminister John Prescott bezeichnete die Veröffentlichung des Handy-Videos als "völlig inakzeptabel". Erneut pilgerten tausende Menschen nach Tikrit, um dem Ex-Staatschef die letzte Ehre zu erweisen.

Der Videofilm von der gesamten Hinrichtung war einen Tag nach der Vollstreckung des Urteils im Internet kursiert. Zu sehen war auf der zwei Minuten und 38 Sekunden langen Aufnahme, wie Anwesende wenige Augenblicke vor dem Tod des irakischen Ex-Präsidenten den Namen seines größten schiitischen Widersachers riefen, des Radikalen Moktada Sadr. Auch die Rufer sollten ermittelt werden, hieß es aus irakischen Regierungskreisen. Der Handy-Film wurde zu einem Renner unter den Schiiten des Landes, die sich die Bilder vom Tod ihres Erzfeindes gegenseitig weiterreichten. Im irakischen Fernsehen waren lediglich Aufnahmen von der Vorbereitung der Hinrichtung und dann die Leiche Saddam Husseins zu sehen.

Handyfilmer sollen sich schämen

Der britische Vize-Premierminister Prescott sagte, die für das Video Verantwortlichen sollten sich schämen. Zudem kritisierte er die Art und Weise der Hinrichtung Saddam Husseins scharf. Es sei "extrem bedauerlich", wie die Todesstrafe vollstreckt worden sei, sagte Prescott dem Rundfunksender BBC. Niemand könne dies billigen, völlig unabhängig von seiner Haltung zur Todesstrafe. Auch am zweiten Tag nach der Beisetzung Saddam Husseins versammelten sich tausende Anhänger in der irakischen Stadt Tikrit. Männer, Frauen und Kinder strömten in dutzende Trauerzelte, die in der Heimatstadt Saddam Husseins aufgestellt worden waren. Sie marschierten durch die Straßen, trugen Fotos des ehemaligen Staatschefs und riefen "Held und Märtyrer Saddam Hussein".

Die Behörden hatten die Straßen von Tikrit wieder für den Verkehr freigegeben. Im nahe Tikrit gelegenen Dorf Audscha pilgerten hunderte Menschen zu der Halle, in der Saddam Hussein beerdigt wurde. Der Ex-Präsident war am Samstag in Bagdad hingerichtet und einen Tag später in seinem Geburtsort in einem schmucklosen Grab beigesetzt worden. In dem Dorf sind auch seine Söhne Udai und Kusai beerdigt, die im Juli 2003 von der US-Armee in Mossul getötet worden waren.

Im Bagdader Stadtteil Kamsara kamen am Dienstag drei Menschen bei einem Bombenanschlag ums Leben, sieben weitere wurden verletzt. Der Sprengsatz war nach Angaben aus Sicherheitskreisen in einem Abfallhaufen versteckt. (tso/AFP)

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