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Irak: Armee verliert Kontrolle über Diwanijah

Nach heftigen Kämpfen mit schiitischen Milizionären hat die irakische Armee offenbar die Kontrolle über weite Teile der Stadt Diwanijah verloren. Bei den Gefechten wurden mindestens 26 Personen getötet.

Bagdad - Etwa die Hälfte Stadt Diwanijah 180 Kilometer südlich von Bagdad sei in der Hand der so genannten Mehdi-Armee des radikalen Schiitenführers Moktada Sadr, sagte ein Vertreter des irakischen Militärs der Nachrichtenagentur AFP. Bei den Gefechten wurden seit Sonntagabend mindestens 26 Soldaten und Zivilisten getötet. Auch in Bagdad selbst wurden trotz der verschärften Sicherheitsmaßnahmen erneut blutige Anschläge verübt. Mindestens 16 Menschen kamen bei einem Attentat auf das Innenministerium ums Leben. Acht US-Soldaten wurden am Sonntag bei mehreren Anschlägen getötet.

Die Kämpfe in Diwanijah hätten am Sonntagabend begonnen, sagte der irakische Armeevertreter weiter. Auslöser sei die Festnahme eines Mitglieds der "Mehdi-Armee" durch US-Soldaten gewesen. Als das US-Militär seine Freilassung verweigert habe, sei die Lage eskaliert. Seither seien 19 irakische Soldaten und sieben Zivilisten getötet worden. Fast 50 weitere Menschen seien verletzt ins Krankenhaus eingeliefert worden, darunter 43 Zivilisten. Über die Opfer auf Seiten der Schiiten-Miliz lagen keine Angaben vor. Die US-Armee nahm zu den Angaben keine Stellung.

Anschlag in Bagdad

In Bagdad wurden bei einem Selbstmordanschlag auf das irakische Innenministerium mindestens 16 Menschen getötet und 45 weitere verletzt. Der Attentäter sprengte seinen Wagen am Montagmorgen vor dem ersten Kontrollposten am Eingang in die Luft, wie Sicherheitskräfte mitteilten. Im Ministerium fand zu dem Zeitpunkt ein Treffen der Polizeichefs aller 18 Provinzen statt. Wachposten vor dem Ministerium feuerten den Angaben zufolge anschließend um sich, um die Menschenmenge zu zerstreuen und Autos daran zu hindern, sich dem Schauplatz des Anschlags zu nähern.

Bei einer Reihe von Bombenanschlägen und Angriffen kamen am Sonntag in Bagdad acht US-Soldaten ums Leben. Vier Soldaten starben, als ein Sprengsatz im Norden der irakischen Hauptstadt neben ihrem Wagen explodierte, wie die Armee am Montag mitteilte. Bei zwei ähnlichen Attentaten im Süden und im Westen der Stadt wurden demnach drei weitere Soldaten getötet. Der achte wurde von Aufständischen bei einem Angriff im Osten von Bagdad erschossen.

Die Anschläge zeigen, dass die irakische Hauptstadt noch weit von einer Normalisierung entfernt ist. Der irakische Ministerpräsident Nuri el Maliki hatte am Sonntag dem US-Nachrichtensender CNN gesagt, seit Beginn der zweiten Phase der Sicherheitsoffensive "Gemeinsam vorwärts" habe die Gewalt bereits abgenommen. Nach Angaben der US-Armee gingen die Gewalttaten seit Anfang August um 41 Prozent zurück. In Bagdad sind derzeit fast 30.000 irakische und US-Soldaten zur Verbesserung der katastrophalen Sicherheitslage stationiert. Geplant ist unter anderem, die gefährlichsten Viertel abzuriegeln und bei systematischen Hausdurchsuchungen die Bevölkerung zu entwaffnen. (tso/AFP)

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