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Irak: Deutsche Entführte weiter vermisst

Das Schicksal der im Irak entführten Deutschen ist weiter unklar. Während das Auswärtige Amt sich bedeckt hielt, berichteten Medien über eine Kontaktaufnahme der Geiselnehmer mit der Familie der Opfer in Berlin.

Berlin - Die Bundesregierung sieht sich mit dem Vorwurf konfrontiert, einen früheren Befreiungshelfer aus dem Irak im Stich gelassen zu haben. Die Deutsch-Irakerin und ihr erwachsener Sohn sollen am 6. Februar von bewaffneten Geiselnehmern aus ihrem Wohnhaus in Bagdad verschleppt worden sein. Nach den Informationen mehrerer Zeitungen ist die Frau mit einem irakischen Arzt verheiratet und der Sohn im irakischen Außenministerium tätig. Ob die mutmaßliche Entführung einen politischen oder kriminellen Hintergrund hat, ist weiter unklar.

Wie die "Berliner Zeitung" unter Berufung auf deutsche Sicherheitskreise berichtete, haben die Entführer die Schwester des entführten Mannes kontaktiert. Auf diese Weise habe auch erst das Auswärtige Amt von der Entführung erfahren. Die Schwester sei bereits von Ermittlern vernommen worden, schrieb die Zeitung. Auch andere in Deutschland lebende Familienangehörige seien zu diesem Zweck nach Berlin geflogen worden.

Außenministerium hält sich bedeckt

Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte, der Krisenstab sei weiter bemüht, die schnellstmögliche Rückkehr der beiden zu ihren Familien zu ermöglichen. Einzelheiten zum Verschwinden und der Identität der deutschen Staatsbürger nannte er nicht. Schwere Vorwürfe gegen die Bundesregierung erhob derweil der Arbeitgeber der ehemaligen beiden deutschen Irak-Geiseln René Bräunlich und Thomas Nitzschke. Die Regierung zeige sich "undankbar" gegenüber dem in Not geratenen irakischen Vermittler Abd al Halim Hidschadsch, sagte der Chef der sächsischen Firma Cryotec, Peter Bienert. Die Freilassung von Bräunlich und Nitzschke sei ganz wesentlich dem irakischen Geschäftsmann zu verdanken.

Hidschadsch war den Angaben zufolge im Sommer 2006 selbst Opfer einer Entführung geworden, weil bei ihm Vermögen vermutet worden sei. Seine Familie habe schließlich 150.000 Dollar Lösegeld gezahlt und lebe nun weitgehend mittellos in Jordanien. Das Auswärtige Amt in Berlin habe die mehrfache Bitte um eine Nothilfe für Hidschadsch mit dem Hinweis abgelehnt, dass es dafür keinen Haushaltstitel und keine Abrechnungsmöglichkeit gebe.

Das kritisierte auch FDP-Außenexperte Werner Hoyer: "Einfach so zu tun, als gebe es dafür keine Haushaltsstelle, ist Quatsch", sagte er und fügte hinzu: "Ich sehe da eine Verpflichtung." Auf Ebene der Staatsminister im Auswärtigen Amt existiere für besondere Notlagen ein eigener Fonds. Vor den beiden Ingenieuren aus Sachsen war im Irak die deutsche Archäologin Susanne Osthoff entführt worden. In allen Fällen wurde anschließend über Lösegeldzahlungen spekuliert. (tso/ddp)

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