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Irak: Erneut Dutzende Tote bei Anschlägen

Seit Beginn des Ramadan nimmt die Gewalt im Irak zu. Bei Anschlägen überall im Land starben am Donnerstag mehr als 40 Menschen. US-Präsident Bush zog indes einen bezeichnenden Vergleich mit dem Vietnam-Krieg.

Washington/Bagdad - Bei einer neuen Welle von Anschlägen im Irak sind am Donnerstag mehr als 40 Menschen getötet worden. Mindestens 17 Menschen wurden bei der Explosion einer Bombe in der Schiitenstadt Chalis bei Baakuba getötet, wie Polizei und Ärzte mitteilten. Bei zwei Selbstmordattentaten in den nordirakischen Städten Mossul und Kirkuk kamen insgesamt 23 Menschen ums Leben. US-Präsident George W. Bush zog erstmals eine Parallele zwischen dem Vietnam- und dem Irak-Krieg. Die US-Armee verzeichnete einen deutlichen Zuwachs der Gewalt gegen ihre Soldaten seit dem Beginn des islamischen Fastenmonats Ramadan vor drei Wochen.

Die Bombe sei auf einem belebten Marktplatz in Chalis, rund 25 Kilometer nördlich von Baakuba, explodiert. Viele Menschen hätten zum Zeitpunkt des Anschlags auf dem Markt vor allem Kleidung eingekauft. Unter den Verletzten waren den Angaben zufolge viele Frauen und Kinder. Die überwiegend von Schiiten bewohnte Stadt Chalis liegt in der Unruhe-Provinz Dijala, in der es häufig zu Angriffen von Schiiten auf Sunniten kommt.

Anschlag in Mossul fordert elf Menschenleben

Bei einem Selbstmordanschlag auf eine Polizeiwache in der nordirakischen Stadt Mossul kamen mindestens elf Menschen ums Leben; 26 weitere Menschen wurden verletzt. Im nordirakischen Kirkuk starben bei einem Selbstmordanschlag mindestens zwölf Menschen; 68 weitere wurden zum Teil lebensgefährlich verletzt. Der Attentäter hatte sein Auto am Eingang einer Bank in die Luft gesprengt, als zahlreiche irakische Soldaten gerade ihren Sold abholten. Bei einem weiteren Selbstmordanschlag in der Nähe von Kirkuk starben fünf Menschen. Bei Kämpfen zwischen Polizisten und Anhängern der Mehdi-Miliz von Schiitenführer Moktada Sadr in der südirakischen Stadt Amara wurden vier Zivilisten und drei bewaffnete Männer getötet, wie Augenzeugen und Krankenhausmitarbeiter berichteten.

Bush antwortete am Mittwoch auf die Frage, ob er die Einschätzung eines "New York Times"-Kolumnisten teile, wonach die Gewalt der Aufständischen im Irak die "dschihadistische Entsprechung" der Tet-Offensive im Vietnam-Krieg 1968 sei: "Er könnte Recht haben." Die von vietnamesichen Widerstandskämpfern gestartete Tet-Offensive war ein Wendepunkt des Krieges in Vietnam gewesen, der in den Rückzug der US-Truppen im Jahr 1973 gemündet hatte.

Weißes Haus relativiert Bushs Aussagen

Das Weiße Haus betonte nach Bushs Äußerung, es gebe keinen Plan, trotz der stark gestiegenen Verluste die Strategie im Irak zu überdenken. Bush habe bei seiner Äußerung in einem Interview mit ABC News auf "die Propaganda während der Tet-Offensive" Bezug genommen, sagte eine Sprecherin.

Seit Beginn des Fastenmonats Ramadan vor drei Wochen hat die Zahl der Anschläge und Opfer im Irak nach US-Armeeangaben stark zugenommen. Auch die Angriffe auf die US-Armee nahmen zu. Am Mittwoch wurden drei weitere US-Soldaten getötet; allein im Oktober zählt die US-Armee damit 73 Tote in den eigenen Reihen.

Es sei kein Zufall, dass die Angriffe auf die Koalition und die Zahl der getöteten US-Soldaten anstiegen, während die Truppen aufgestockt würden und in den USA die Kongresswahlen anstünden, sagte der US-General William Caldwell. Die Extremisten verstünden die «Macht der Medien» und wüssten, wie sie Schlagzeilen und Frust erzeugen könnten. In Bagdad sind derzeit im Rahmen eines Sicherheitsplans 30.000 irakische und US-Sicherheitskräfte im Einsatz. In vielen Einsatzgebieten in Bagdad habe die Gewalt zugenommen, räumte Caldwell ein. (tso/AFP)

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