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Irak: Heiligtum der Schiiten gesprengt

In der nordirakischen Stadt Samarra haben Extremisten eines der wichtigsten Heiligtümer der schiitischen Muslime in die Luft gesprengt. Laut dem Sender Al-Arabija nahm die Polizei zehn Verdächtige fest.

Samarra/Bagdad - Im Irak haben Extremisten am Mittwoch eines der wichtigsten Heiligtümer der schiitischen Muslime mit einem Sprengstoffanschlag schwer beschädigt. Die Explosion brachte nach Polizeiangaben die obere Hälfte der Goldkuppel des berühmten Askari- Schreins in der nordirakischen Stadt Samarra zum Einsturz. Ein Mensch starb, zwei weitere wurden verletzt. Tausende aufgebrachter Schiiten strömten nach dem Anschlag zu dem Mausoleum, das jedes Jahr tausende Pilger aus aller Welt anzieht.

Übergangspräsident Dschalal Talabani erklärte: «Das Ziel dieses Verbrechens ist, es, Zwietracht zwischen den verschiedenen Religionsgruppen zu säen.» Ministerpräsident Ibrahim al-Dschafari ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. Das geistige Oberhaupt der Schiiten im Irak, Großajatollah Ali al-Sistani, forderte sogar eine Trauerzeit von einer Woche.

Die Demonstranten, darunter zahlreiche Religionsgelehrte, forderten lautstark, dass es für die Täter keine Gnade geben dürfe. Sie riefen «Gott ist groß» und «Tod Amerika». Einige Demonstranten warfen Steine auf die Sicherheitskräfte des Innenministeriums, denen sie vorwarfen, das Heiligtum nicht hinreichend geschützt zu haben.

Nach Angaben von Augenzeugen hatten bewaffnete Männer, die Uniformen einer Einheit des Innenministeriums trugen, am frühen Morgen die Wachmänner vor dem Schrein überwältigt und gefesselt. Dann hätten sie drei Sprengsatz in der Moschee platziert, hieß es. Truppen der US-Armee und des Innenministeriums nahmen ihren Angaben zufolge die zur Bewachung des Schreins abgestellten Polizisten fest. Der nationale Sicherheitsberater, Muwaffak al-Rubai, sagte dem Sender Al- Arabija, zehn Verdächtige seien festgenommen worden.

Samarra liegt 125 Kilometer nördlich von Bagdad an der Spitze des so genannten sunnitischen Dreiecks, in dem es die meisten Anschläge von Aufständischen und Terroristen gibt. Samarra ist nach Nadschaf, Kerbela und dem Bagdader Stadtteil Kadhimija der viertwichtigste Wallfahrtsort für Schiiten im Irak.

Die bei dem Anschlag stark beschädigte Moschee beherbergt die Schreine zweier von den Schiiten verehrter Imame. Imam Ali Ibn Mohammed Al-Hadi und sein Sohn Imam Hassan al-Askari sowie zwei weibliche Angehörige der Familie des Propheten Mohammed sind dort begraben. (tso/dpa)

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