zum Hauptinhalt

Massenvernichtungswaffen: Irak-Informant des BND gibt Lügen zu

Der Informant des Bundesnachrichtendiensts vor dem Irakkrieg hat zugegeben, dass er falsche Angaben über Massenvernichtungswaffen im Irak gemacht hat. Er habe etwas für sein Land tun wollen, so die Begründung des Mannes.

London - „Vielleicht hatte ich Recht, vielleicht nicht“, sagte Rafid Ahmed Alwan el Dschanabi dem Londoner "Guardian". "Ich hatte die Chance, etwas zu fabrizieren, um das Regime zu stürzen."

Der Mann, der 1999 als Asylbewerber nach Deutschland gekommen sein soll, hatte dem Bundesnachrichtendienst (BND) unter dem Codenamen „Curveball“ (im Baseball ein Wurf, der den Gegner über die Flugrichtung des Balls täuschen soll) Informationen über vermeintliche Biowaffen und geheime Anlagen geliefert. „Ich musste etwas für mein Land tun, also habe ich das gemacht und ich bin zufrieden, denn jetzt gibt es keinen Diktator mehr“, sagte Dschanabi. Der BND habe seinen Ausführungen auch noch geglaubt, als sein ehemaliger Chef seine Angaben dementierte, sagte er. Der Pullacher Dienst leitete Curveballs Berichte an Kollegen der CIA weiter, obwohl die Regierung Schröder eine deutsche Beteiligung am Krieg ablehnte.

Der damalige US-Außenminister Colin Powell stützte 2003 seinen Auftritt vor den Vereinten Nationen wesentlich auf Curveballs Angaben. Powell nannte ihn in der Rede, mit der er die Notwendigkeit eines Kriegs belegen wollte, seine wichtigste Quelle und präsentierte computergenerierte Bilder angeblicher Produktionsstätten von Massenvernichtungswaffen, die auf Angaben des Informanten beruhten. Powell trat Ende 2004 zurück, seinen UN-Auftritt bezeichnete er später als „Schandfleck“ seiner Karriere. Nach Recherchen des NDR-Magazins "Panorama" erhielt Curveball bis Ende 2008 monatlich 3000 Euro netto und wurde in Karlsruhe eingebürgert. AFP/Tsp

Zur Startseite