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Irak: Kampf um Basra

Die Stadt Basra hat für Irak eine wichtige Bedeutung. Der Großteil der Ölindustrie ist hier angesiedelt und von dort verlaufen wichtige Handleswege nach Kuwait. Bei Gefechten um die Stadt wurden mindestens 25 Menschen getötet.

Im Schutz der Dunkelheit sind in der Nacht zum Dienstag Tausende Soldaten der irakischen Armee in Basra eingedrungen. Sie verriegelten alle Zufahrtsstraßen, verhafteten Bewaffnete und lieferten den Milizen, die die zweitgrößte Stadt des Irak kontrollieren, die heftigsten Gefechte seit langer Zeit. In einem Stadtviertel ergaben sich nach Berichten örtlicher Bewohner Dutzende Regierungssoldaten der Mehdi-Armee des Schiitengeistlichen Moktada al Sadr. Mindestens 25 Menschen wurden bei den Gefechten getötet.

Die Operation „Ansturm der Ritter“ auf die strategisch und wirtschaftlich wichtige Stadt begann, nachdem der irakische Premier Nuri al Maliki bei einem Besuch Basras zur Wiederherstellung der „Sicherheit, der Stabilität und des Gesetzes“ aufgerufen hatte. Die Regierung verhängte eine Ausgangssperre über die Provinz. Schulen bleiben zumindest bis Donnerstag geschlossen. Die Operation werde erst beendet, wenn Basra von allen „Banditen“ gesäubert sei, erklärte der kommandierende General Ali Ghaidan.

Die Regierung begründete die Offensive mit dem Chaos in der Stadt, das sich seit dem Abzug britischer Soldaten im Dezember zunehmend verschärfte. Eigentlich hatten die Briten und die irakische Regierung gehofft, die Übergabe der Kontrolle Basras an die Zentralregierung werde als Vorbild für andere Regionen dienen. Doch in den vergangenen Wochen hatte sich die Lage destabilisiert. Drei große schiitische Milizen – die Mehdi-Armee, Fadhila und die Badr-Brigaden Abdelaziz Hakims – und mehr als zwei Dutzend kleinere bewaffnete, teils kriminelle Banden verschärften ihre Rivalitätskämpfe um die Kontrolle des irakischen Wirtschaftszentrums.

Basra besitzt aus zwei Gründen für den Irak außerordentliche Bedeutung. Hier liegt das Zentrum der Ölindustrie. 80 Prozent aller Exporte fließen aus den Feldern der Provinz, die damit für den größten Teil der Staatseinnahmen sorgt. Darüber hinaus besitzt die an Kuwait und den Iran grenzende Provinz Basra enorme strategische Bedeutung. Sie öffnet den Zugang zu den Handelswegen des Persischen Golfs. Durch Basra verläuft auch die Autobahn nach Kuwait, über die die US-Truppen versorgt werden.

Hauptgegner der irakischen Armee sind die Mehdi-Milizionäre, deren Chef al Sadr erst vor einem Monat einen einseitigen halbjährigen Waffenstillstand verlängerte. Doch al Sadr hat immer größere Mühe, seine Bewaffneten unter Kontrolle zu halten. Insbesondere in Basra werfen die Sadristen der Regierung vor, sie habe die Waffenruhe ausgenutzt, um al Sadr vor wichtigen Regionalwahlen entscheidend zu schwächen. Als Regierungstruppen mit amerikanischer Unterstützung in den vergangenen Tagen in weiten Teilen des Irak Sadristen festnahmen, wuchs der Unmut in der Organisation, in der immer mehr Mitglieder auf ein Ende der Waffenruhe drängen. Aus Protest gegen die Verhaftungen riefen die Sadristen zu einer landesweiten friedlichen Protestkampagne, die sich jedoch rasch in blutiger Gewalt entladen könnte, wenn ihre Anhänger in Bagdad durch das irakische Militär zunehmend in Bedrängnis geraten. Birgit Cerha

Birgit Cerha

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