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Irak: Saddam attackiert Richter

In Bagdad hat am Montag der Völkermordprozess gegen Saddam Hussein begonnen. Neben dem früheren Diktator ist auch sein Cousin Ali Hassan al Madschid, besser bekannt als "Chemie-Ali", angeklagt.

Bagdad - Der ehemalige Präsident weigerte sich zum Prozessauftakt am Vormittag zunächst, seine Personalien anzugeben und empörte sich stattdessen über das Gericht. "Sie sind hier im Namen des Besatzers, nicht im Namen des Irak", griff er den Vorsitzenden Richter Abdullah al Ameri lautstark an. Er sei "in der ganzen Welt bekannt", sagte Saddam Hussein, bevor er sich schließlich als "Präsident der Republik Irak und Oberkommandierender der Streitkräfte" vorstellte.

Weil Saddam Hussein sich weigerte, sich schuldig oder nicht schuldig zu bekennen, entschied der Richter darüber und wertete die ausbleibende Antwort als "nicht schuldig". Neben Saddam Hussein waren auch seine sechs Mitangeklagten anwesend, unter ihnen sein Cousin Ali Hassan al Madschid, der als "Chemie-Ali" bekannt ist und sich wegen Giftgas-Angriffen verantworten muss. Die Anklage lautet auf Völkermord an den Kurden: 32 Anwälte werden versuchen zu beweisen, dass auf Anordnung von Saddam Hussein zwischen 1987 und 1989 im Nordirak bis zu 180.000 Kurden getötet und 4500 Dörfer zerstört wurden.

Es ist der zweite Prozess gegen Saddam Hussein. Wie im ersten Verfahren wegen des Massakers an 148 Schiiten aus dem Dorf Dudschail 1982 droht ihm wegen der so genannten Operation Anfal (Kriegsbeute) die Todesstrafe. Das Verfahren könnte bis Mitte Dezember beendet sein. Am 16. Oktober soll das Urteil im ersten Prozess gegen den ehemaligen irakischen Machthaber gesprochen werden. (tso/AFP)

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