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Türöffner. Hugo Chavez ist Irans wichtigster Partner in Lateinamerika.

© REUTERS

Iran: Ahmadinedschad besucht Lateinamerika

Venezuela ist die erste Station des Präsidenten. Doch auch Verbündete der USA öffnen Irans Staatschef die Türen.

Schon bevor er seinen Fuß auf lateinamerikanischen Boden setzte, hagelte es Kritik aus den USA. Die Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im US-Repräsentantenhaus, die Republikanerin Ileana Ros-Lehtinen, sprach von einer „Bedrohung für die regionale Sicherheit und Stabilität“. Venezuela, Kuba, Ecuador und Nicaragua sind die Stationen der Reise von Mahmud Ahmadinedschad. Mit den Staaten der linken, antiimperialistischen Achse in Lateinamerika teilt Irans Präsident eine tiefe Abneigung gegenüber den USA und das Bestreben, ein internationales Gegenbündnis aufzubauen. Mehrfach war er deshalb schon in der Region. Doch jetzt haben sich die Vorzeichen geändert: Nach dem Tod des libyschen Revolutionsführers Muammar al Gaddafi könnte Ahmadinedschad zum neuen Partner für viele Regierungen Lateinamerikas im Nahen und Mittleren Osten werden. Ahmadinedschad nimmt diese Rolle gern an, angesichts der westlichen Sanktionen gegen sein Land kann er Verbündetete gut gebrauchen – beispielsweise um Ölförderanlagen zu erneuern.

Hier tritt Venezuela auf den Plan. Das Land verfügt über Bodenschätze, darunter Uran, was zur Herstellung von Atomwaffen benötigt wird. Zudem ist es Drehscheibe für den Ölexport nach Mittelamerika und die Karibik. Informationen, wonach über Venezuela Atomtechnologie in den Iran geschmuggelt wird, oder der Iran eine Raketenbasis in Venezuela aufbaut, konnten bislang nicht bestätigt werden. Die USA prüfen aber, ob venezolanische Banken iranische Gelder waschen.

Der linkspopulistische Präsident Hugo Chavez hat dem Iraner bereitwillig die Türen zur Region geöffnet. In den vergangenen fünf Jahren haben sich die beiderseitigen Besuche gehäuft, Memoranden in Millionenhöhe wurden unterzeichnet. Doch die Realität sieht etwas bescheidener aus. Ein venezolanisch-iranisches Joint Venture produziert Autos in Venezuela, gemeinsam werden landwirtschaftliche Versuchsfarmen betrieben. Die vollmundig angekündigte Flugverbindung Caracas-Teheran wurde jedoch voriges Jahr eingestellt. Beim aktuellen Besuch Ahmadinedschads soll offenbar ein Memorandum über den Erwerb eines iranischen Erdöltankers und über den Betrieb einer Zementfabrik unterschrieben werden.

Noch offen ist, ob Ahmadinedschad kommenden Samstag auch an der Amtseinführung des neuen guatemaltekischen Präsidenten Otto Pérez teilnehmen wird. Das wäre dann in der Tat ein Warnsignal für die USA, denn der rechte Ex-General ist ein wichtiger potenzieller Bündnispartner für Washingtons Antidrogenkrieg in Mittelamerika. Allerdings haben auch schon ganz andere in der Region mit dem Iran angebandelt. So gibt es eine neue iranische Botschaft in Chile und Kolumbien, den engsten Verbündeten Washingtons in Südamerika, und Brasilien hat seinen Handel mit den Persern stark ausgebaut. Nicht alle treten den Iranern aber so vorbehaltlos entgegen wie Chavez. Die Argentinier beispielsweise pflegen noch schmerzliche Erinnerungen an das Attentat auf das jüdische Kulturzentrum 1994, bei dem 85 Menschen ums Leben kamen. Der Anschlag war nach Ermittlungen der Justiz ein Vergeltungsschlag des iranischen Geheimdienstes, nachdem Argentinien sein Abkommen zum Transfer von Nukleartechnologie beendet hat.

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