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Iran: Ajatollah: Todesstrafe für Demonstranten

Ein führender konservativer Kleriker im Iran hat nach den schweren Zusammenstößen der Staatsmacht mit Demonstranten die Todesstrafe für Anführer des Protests gefordert. Unterdessen geht der Streit um Nedas Tod weiter.

Ein führender konservativer Kleriker im Iran hat nach den schweren Zusammenstößen der Staatsmacht mit Demonstranten die Todesstrafe für Anführer des Protests gefordert. „Ich rufe die Justiz zu einer deutlichen Konfrontation mit den Anführern dieser illegalen Demonstrationen auf und verlange die Todesstrafe für sie ohne jede Gnade“, sagte Ajatollah Ahmad Chatami. Die Proteste gegen die Präsidentschaftswahl vor zwei Wochen sind unterdessen praktisch zum Erliegen gekommen. Am Freitag versammelten sich wenige Menschen auf einem Friedhof in Teheran, um Kerzen für die getötete Studentin Neda anzuzünden. Chatami reagierte während des Freitagsgebets auch auf die Berichte über den Tod von Neda Agha-Soltan, die durch eine Videosequenz zur Ikone der iranischen Protestbewegung geworden war. Die Frau sei bewusst von Demonstranten erschossen worden, um Propaganda gegen das Regime machen zu können, sagte er.

Das war dem iranischen Mediziner und Literaten Arash Hejazi, der der tödlich getroffenen 26-jährigen Studentin Erste Hilfe leistete, dann zu viel. Hejazi lebt normalerweise in Teheran, hat dort einen eigenen Buchverlag, schreibt Romane und übersetzt europäische Literatur ins Persische, unter anderem Paulo Coelho und Milan Kundera. Im Augenblick studiert er an der Brookes-Universität in Oxford Verlagswesen. Kurz nach seiner Rückkehr aus Teheran meldete sich der 38-Jährige jetzt in Großbritannien in einem Interview der BBC als Augenzeuge zu Wort. Er sei mit Freuden in seinem Verlagsbüro gewesen, sagte er. „Wir hörten, es gebe in der Nähe Proteste und wollten uns das ansehen.“ Plötzlich seien Tränengasgranaten geflogen und Motorräder auf die Menge zugerast. Die Menschen gerieten in Panik, rannten bis zur nächsten Kreuzung und blieben dort erst einmal stehen. „Dann hörten wir einen Schuss“, berichtete Hejazi. Neda, die er vorher nicht kannte, habe einen Meter von ihm entfernt gestanden. „Ich drehte mich um und sah, wie Blut aus ihrer Brust schoss, und versuchte die Wunde zuzupressen.“

Zunächst seien alle davon ausgegangen, der Schuss sei von einem Hausdach gekommen. Dann aber hätte die Menge einen Motorradfahrer der Basidsch-Milizen als Schützen ausgemacht. „Wir haben ihn, wir haben ihn“, schrieen sie, nachdem sie den Mann entwaffnet hatten. Die Menge sei außer sich gewesen, während der Milizionär immer wieder brüllte: „Ich wollte sie nicht töten“, sagte Hejazi dem britischen Sender. Dann hätten die aufgebrachten Demonstranten ihm seinen Basidsch-Ausweis abgenommen und Fotos gemacht. Am Ende ließen sie ihn laufen. Neda war zu diesem Zeitpunkt bereits verblutet. „Sie starb in weniger als einer Minute. Nie zuvor habe ich so eine Wunde gesehen“, sagte Hejazi. Er riskiere, nicht mehr in den Iran zurückkehren zu dürfen. Aber: „Ich will nicht, dass die junge Frau umsonst gestorben ist.“ mit dpa

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