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Zahlreiche Tote nach Doppel-Selbstmordanschlag im Iran.

© AFP

Iran: "Soldaten Gottes" töten zahlreiche Menschen

Zwei Selbstmordattentäter haben sich im Südosten Irans in die Luft gesprengt und ein Blutbad angerichtet. Mindestens 27 Menschen kamen ums Leben. In einer Bekennermail brüsten sich die Täter.

„Wir haben es geschafft, mehr als hundert Garden in die Hölle zu schicken“, brüsteten sich am Freitag im Internet die „Soldaten Gottes“ in einer Email. Am Abend zuvor hatten zwei Selbstmordattentäter der Jundallah-Rebellen ihre Sprengstoffgürtel kurz nacheinander in der vollbesetzten Großen Moschee der ostiranischen Provinzhauptstadt Zahedan gezündet. Unter den Betern befanden sich zahlreiche Revolutionswächter, die den Jahrestag ihrer 1979 gegründeten Elitetruppe feiern wollten. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums fanden mindestens 27 Menschen den Tod, 11 schweben noch in Lebensgefahr und 270 wurden verletzt – ein weiteres schweres Bombenmassaker gegen die Revolutionären Garden in der Unruheregion Sistan-Baluchestan. 2007 starben elf Pasdaran, wie sie im Volksmund heißen, als in ihrem Bus eine Bombe hochging. Im Mai 2009 wurden 25 Menschen bei einem Selbstmordanschlag auf Amir al-Momenin Moschee in Zahedan getötet, fünf Monate später gab es im Grenzstädtchen Pischin 42 Opfer, darunter mehrere ranghohe Kommandeure.

Die jüngste „Operation“ sei die Rache für die Exekution ihres Anführers, hieß es in der Bekennermail weiter, die weitere Bluttaten ankündigte. Die beiden Täter waren offenbar Brüder des langjährigen Jundallah-Chefs Abdolmalek Rigi, der nach einer jahrelangen Jagd am 22. Februar in die Hände seiner iranischen Verfolger fiel. Der 28-Jährige war mit einem pakistanischen Pass an Bord einer Boing 737 der Kyrgyzstan Airways von Dubai nach Bischkek unterwegs, als die Maschine über iranischem Luftraum von Kampfflugzeugen zur Landung in der Hafenstadt Bandar Abbas gezwungen wurde. Ein Revolutionärer Gerichtshof verurteilte den Gefangenen dann wegen Raub, Kidnapping, Drogenschmuggel, Mordversuch und Mord zum Tode. Vor vier Wochen wurde Abdolmalek Rigi im Hof des Evin-Gefängnisses in Teheran gehängt – Angehörige von Anschlagsopfern durften nach Angaben des iranischen Staatsfernsehens bei seiner Exekution zusehen.

Seit 2005 hatten die rund 1000 bewaffneten Rebellen unter seinem Kommando durch zunehmend brutale Gewalttaten von sich reden gemacht - zunächst Entführungen von Polizisten und bewaffnete Hinterhalte auf Überlandstraßen bald aber auch Enthauptungen und Selbstmordattentate. Im Internet kursiert ein Video, was angeblich seine Kämpfer zeigt, wie sie einem sich verzweifelt sträubenden Opfer den Kopf abschneiden. Jundallah wirft dem schiitischen Regime in Teheran vor, ihre Heimat zu vernachlässigen, die dort lebenden sunnitischen Baluchen aus religiösen Gründen zu diskriminieren und sie als Staatsbürger zweiter Klasse zu behandeln. In der Tat ist die ostiranische Grenzregion zu Pakistan und Afghanistan das Armenhaus des Landes. Alle wichtigen Regierungsposten sind von schiitischen Zugezogenen besetzt, die lokale sunnitische Bevölkerung steht bei Indikatoren wie Lebenserwartung, Arbeitslosigkeit, Schulbildung oder Kindersterblichkeit ganz weit hinten. Amnesty International prangerte bereits 2007 die politischen Verfolgungen an, denen die 3,5 Millionen Baluchen ausgesetzt sind.

Das Regime in Teheran dagegen beschuldigt immer wieder die Vereinigten Staaten und Großbritannien, die Aufständischen zu finanzieren und zu benutzen, um den Iran zu destabilisieren. „Die Opfer wurden getötet von Söldnern der USA und Großbritannien“, polterte auch jetzt wieder beim Freitagsgebet in Teheran der Vizechef der Revolutionären Garden, General Hossein Salami. Washington hatte diese Vorwürfe stets als „völlig aus der Luft gegriffen“ zurückgewiesen. Am Freitag erklärte Außenministerin Hillary Clinton, sie verurteile die jüngste Bluttat „aufs allerschärfste“ und forderte eine Bestrafung der Verantwortlichen.

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