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Nach außen gelten Syriens Präsident Assad (links) und sein iranischer Amtskollege Ahmadinedschad als enge Verbündete – doch der Schein trügt.

© picture alliance / dpa

Iran und Syrien: Brüchiges Bündnis

In Teheran herrscht Alarmstimmung. Es gibt immer mehr Zweifel am Überleben des Assad-Regimes, Assad gilt in der arabischen Welt mittlerweile als blutrünstiger Tyrann. Und ist der Iran Teil des Problems - oder Teil der Lösung?

An starken Worten aus Teheran mangelt es nicht. „Wir werden Damaskus niemals fallen lassen“, ließ kürzlich noch einmal Ajatollah Ali Khamenei dem syrischen Diktator Baschar al Assad durch seinen persönlichen Gesandten ausrichten. Daheim trommelte die Islamische Republik letzte Woche ein Dutzend gleich gesinnter Staaten zu einer improvisierten Syrien-Konferenz zusammen, nachdem UN-Vermittler Kofi Annan die Brocken hingeschmissen hatte. Das Miniplenum forderte einen nationalen Dialog und eine politische Lösung der Krise. An dem Treffen nahmen außer den beiden Botschaftern Russlands und Chinas im Iran auch die Repräsentanten Mauretaniens, Venezuelas, Kubas und Benins teil. Entsprechend schnell verpufft war die Wirkung des Abschlusskommuniqués.

Doch auch wenn sich die Rhetorik des Iran nach außen unverändert starr gibt, wachsen intern die Zweifel am Überleben des Assad-Regimes. „Es gibt rationale Ansichten und es gibt radikale, aber das ist typisch Iran“, meinte ein westlicher Diplomat.

In der gesamten arabischen Welt gilt Assad inzwischen als blutrünstiger Tyrann, der sein Volk abschlachtet. Geiselnahmen iranischer Pilger in Syrien häufen sich, am Mittwoch gab es in Damaskus Schießereien nahe der iranischen Botschaft. In Homs wurde der Korrespondent des iranischen Senders Al Alam gekidnappt. Und im Internet führten syrische Rebellen einen Libanesen vor, der angab, ein Hisbollah-Scharfschütze zu sein.

Bildergalerie: Kritik am Assad-Regime

Auch die wachsenden Risse in der Führung des Assad-Regimes, die schlagartig nach der Flucht des bisherigen Premierministers Riad Hidschab offenkundig wurden, haben Teheran offenbar alarmiert. So reiste Präsident Mahmud Ahmadinedschad Anfang der Woche überraschend nach Saudi-Arabien, ließ sich in Mekka neben dem alten König Abdullah ablichten, während sein Außenminister Ali Akbar Salehi streute, die Beziehungen der beiden Erzrivalen am Golf seien auf dem Wege der Besserung.

Im Syrien-Konflikt aber bleiben Saudi-Arabien und der Iran weiter erbitterte Gegenspieler. Die Ölmonarchie unterstützt zusammen mit dem kleinen, reichen Katar die Rebellen offen mit Waffen und Gehaltszahlungen. Der Iran liefert dem bedrängten Baschar al Assad Gewehre und Abhörtechnik, seine Revolutionsgarden sind vor Ort als Militärberater tätig.

Die engen Beziehungen zwischen Syrien und dem Iran reichen mehr als drei Jahrzehnte zurück. Im ersten Golfkrieg von 1980 bis 1988 zwischen Saddam Hussein und der Islamischen Republik blieb Damaskus als einziges arabisches Land an der Seite Teherans. Beide Führungen verstanden sich seitdem als „Achse des Widerstands“ gegen Israel und einen wachsenden Einfluss der USA in der Region.

Für den zurückgetretenen UN-Vermittler Kofi Annan war der Iran wegen seiner langjährigen Nähe zu Syrien dann auch „Teil der Lösung“ des Konflikts, für die Vereinigten Staaten und den Westen hingegen ist die Islamische Republik „Teil des Problems“. So beschuldigte US-Außenminister Leon Panetta die iranische Führung am Dienstag, die gefürchteten Schabiha-Milizen des Baath-Regimes zu trainieren und sprach von einer „wachsenden Rolle“ des Iran in Syrien.

In den Monaten zuvor hatte Washington bereits Sanktionen gegen einen Kommandeur der Revolutionären Garden sowie zwei hohe Polizeioffiziere erlassen, die als Berater nach Damaskus gereist waren und bei der Koordination von Militäreinsätzen geholfen haben sollen.

„Wir mischen uns in keiner Weise in die inneren Angelegenheiten Syriens ein“, ließ der Iran durch seinen Außenamtssprecher dementieren. Näher an der Wirklichkeit liegen dürfte jedoch ein Interview mit Ismail Ghaani, dem Vizekommandeur der sogenannten Al-Kuds-Brigaden, der Spezialeinheit der Revolutionären Garden für Auslandseinsätze. Wäre die Islamische Republik nicht in Syrien präsent gewesen, hätte es noch viel schlimmere Massaker an der Bevölkerung gegeben, sagte er Ende Mai der halbstaatlichen Nachrichtenagentur Isna und fügte hinzu: „Durch die physische Präsenz der Islamischen Republik in Syrien konnten große Massaker verhindert werden.“ Stunden später war der brisante Text von der Isna-Website verschwunden.

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