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Iran: Urteil im Teheraner Schauprozess gegen amerikanisch-iranischen Soziologen

Der amerikanisch-iranische Soziologe und Stadtplaner Kian Tajbakhsh ist in Teheran zu einer Haftstrafe „von mehr als zwölf Jahren“ verurteilt worden. Die Ankläger hatten ihn bezichtigt, ein Spion zu sein, zu Ausländern Kontakte zu unterhalten und die Sicherheit des Irans zu gefährden.

Wie der Anwalt des 47-Jährigen Soziologen am Dienstag nach Angaben der Nachrichtenagentur Irna erklärte, dürfe er das genaue Strafmaß und weitere Details des Prozesses nicht bekannt geben. Sein Mandant aber müsse für mehr als zwölf Jahre hinter Gitter. In dem Schauprozess gegen rund 140 Reformpolitiker und Demonstranten hatten die Ankläger ihn bezichtigt, ein Spion zu sein, zu Ausländern Kontakte zu unterhalten und die Sicherheit des Irans zu gefährden. Der an der Columbia-Universität und der New School for Social Research in New York ausgebildete Tajbakhsh war am 9. Juli in den frühen Morgenstunden in seiner Wohnung verhaftet worden.

Tajbakhsh, der in London und New York aufgewachsen ist, ist der einzige der angeklagten Oppositionellen, der auch die amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt. Der ebenfalls mitangeklagte Newsweek-Reporter Maziar Bahari ist iranisch-kanadischer Staatsbürger. Er kam vor einigen Tagen gegen eine Kaution von 300.000 Dollar aus dem berüchtigten Evin-Gefängnis frei und traf am Dienstag in London ein. Alle übrigen Angeklagten sitzen weiter in Haft, ohne etwas über ihr weiteres Schicksal zu wissen.

Tajbakhsh wollte im Herbst nach New York umziehen

Die USA hatten in den letzten drei Monaten wiederholt verlangt, Tajbakhsh solle sofort freigelassen werden. US-Außenministerin Hillary Clinton stellte aber kein Junktim her mit den geplanten Atomgesprächen. Der Soziologe arbeitet seit 2004 in Teheran mit dem Wissen der iranischen Regierung für das Open Society Institut des US-Milliardär George Soros. Die Stiftung ist iranischen Hardlinern wegen ihrer zivilgesellschaftlichen Initiativen ein Dorn im Auge. Tajbakhsh entwickelte Hilfsprogramme für iranische Drogenabhängige.

Er war 2007 schon einmal inhaftiert worden unter dem Vorwurf, die nationale Sicherheit des Irans zu gefährden. Damals jedoch kam er nach vier Monaten überraschend ohne Verurteilung frei – und zwar am gleichen Tag, als die Columbia-Universität eine Rede des iranischen Präsidenten auf ihrem Campus ankündigte. Universitätspräsident Lee Bollinger gab später im Beisein Mahmud Ahmadinedschads, der zur UN-Vollversammlung angereist war, bekannt, dass seine Hochschule Tajbakhsh zu einer Gastprofessur eingeladen habe. Im Herbst dieses Jahres hatte der jetzt Verurteilte eigentlich mit seiner Frau und seiner zweijährigen Tochter von Teheran nach New York umziehen wollen.

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