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Iran: Wieder Proteste vor deutscher Botschaft

In Teheran haben am Donnerstag erneut rund 50 Studenten vor der deutschen Botschaft gegen die Veröffentlichung von "islamkritischen" Karikaturen protestiert. Starke Polizeipräsenz verhinderte Krawalle.

Teheran/Islamabad - Zwei Tage nach einer Attacke auf die deutsche Botschaft in Teheran haben am Donnerstag erneut Demonstranten vor der Vertretung Berlins gegen die Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen protestiert. Die etwa 50 Studenten trugen Plakate mit Aufschriften wie «Merkel = Hitler» und «Keine Beleidigung dessen, was uns heilig ist». Zu neuen Ausschreitungen vor der von einem starken Polizeiaufgebot gesicherten Botschaft kam es jedoch nicht. Am Dienstag hatte es bei ähnlichen Protesten Zusammenstöße zwischen Polizei und Islamisten gegeben.

Auch in Pakistan und Jemen gingen erneut zehntausende Menschen aus Protest gegen die in der islamischen Welt als beleidigend empfundenen Karikaturen des Propheten auf die Straße. Die Zeichnungen waren zuerst in Dänemark erschienen und später in anderen Ländern nachgedruckt worden. In der pakistanischen Hafenstadt Karachi demonstrierten rund 50.000 Muslime. Zu Protesten kam es zudem in den Städten Jhang und Multan. In Jhang zündeten Randalierer Geschäfte und ein Kino an. Am Dienstag und Mittwoch waren bei Ausschreitungen in Pakistan fünf Menschen ums Leben gekommen. Im Jemen wurde die Zahl der Demonstranten am Donnerstag auf 60.000 geschätzt.

Im Süden der Philippinen beteiligten sich rund 3.000 Muslime an anti-westlichen Protesten. In Marawi City verbrannten sie dänische Flaggen und köpften symbolisch Puppen, die dänische Journalisten darstellen sollten, die für die Veröffentlichung der Zeichnungen verantwortlich waren.

Aus Kreisen der Provinzverwaltung im südirakischen Basra hieß es, eine Delegation der Provinzverwaltung habe die dänischen Truppen wegen der Veröffentlichung der Karikaturen zum Abzug binnen einer Woche aufgefordert.

Die österreichische Außenministerin Ursula Plassnik nannte die jüngsten Gewaltakte in islamischen Ländern gegen westliche Einrichtungen «inakzeptabel». Österreich in seiner Eigenschaft als amtierender EU-Ratspräsident habe die betreffenden Regierungen mehrfach aufgefordert, «ihren Verpflichtungen nachzukommen», sagte die Ministerin nach einem Treffen mit hohen islamischen Würdenträgern und dem dänischen Außenminister Per Stig Møller in Wien.

Plassnik bestätigte, dass sie im Zusammenhang mit den gewaltsamen Protesten mehrfach auch mit der türkischen Regierung gesprochen habe. Die Türkei könne als islamisches Land in dem Konflikt «in der Tat eine besondere Rolle» spielen. Die Ministerin hatte als EU- Ratsvorsitzende Møller sowie den syrischen Großmufti Hassun und das Oberhaupt der Muslime in Bosnien-Herzegowina, Mustafa Ceric, zu einem Gespräch nach Wien eingeladen. Dabei wurden laut Plassnik zwar «keine konkreten Ergebnisse erzielt». Man habe damit jedoch «einen kleinen konkreten Schritt setzen und sichtbar machen (wollen), dass wir uns um Dialog bemühen». (tso/dpa)

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