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"Und wenn wir sagen, wir bauen keine Bombe, bauen wir keine Bombe", sagte Ahmadinedschad im ZDF-Interview.

© dapd

Irans Atomprogramm: Ahmadinedschad: "Wir bauen keine Bombe"

Irans Präsident Ahmadinedschad hat Europa angesichts der jüngsten westlichen Sanktionen mit einem Handelsboykott gedroht. In einem ZDF-Interview versicherte er, sein Land baue keine Bombe. Der Frage nach Zugeständnissen wich er aus.

Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad hat Europa angesichts der jüngsten westlichen Sanktionen mit einem Handelsboykott gedroht. “Wir haben 24 Milliarden Dollar Handelsvolumen. Das können wir auch anderswo haben“, sagte Ahmadinedschad in einem am Montag veröffentlichten Interview des ZDF. Die Folge könnten 300.000 zusätzliche Arbeitslose in Europa sein. Die Strafmaßnahmen gegen den Iran seien falsch. So gehe man nicht mit einer “großen Nation“ um.

Die Europäische Union und die USA hatten jüngst ihre Sanktionen gegen den Iran verschärft, um ihn zu Zugeständnissen im Streit um sein Atomprogramm zu bewegen.

Ahmadinedschad hat den Verdacht des Westens zurückgewiesen, dass der Iran aktuell eine Atombombe baut. „Wenn Ahmadinedschad eine Bombe bauen möchte oder will, wird er das bekanntgeben“, sagte der Präsident nach ZDF-Angaben vom Montag in einem Interview des Senders über sich. „Und er wird auch keine Angst vor jemandem haben. Und wenn wir sagen, wir bauen keine Bombe, bauen wir keine Bombe. Wir wollen, dass das Gesetz eingehalten und respektiert wird.“

Auf die Frage, ob es ein Zugeständnis von ihm geben werde, wies der iranische Präsident auf andere Länder hin, die aus seiner Sicht für Spannungen verantwortlich sind - wurde aber nicht konkret. „Wir waren immer dafür, die Spannungen zu reduzieren oder zu beseitigen. Die Wurzeln der Spannungen, die muss man finden. Welche Wurzeln haben diese Spannungen? Das ist Ungerechtigkeit, das ist Diskriminierung. Das sind die wahren Gründe für diese Spannungen. Dass einige Länder sich zusammensetzen und die Welt regieren wollen.“ Der Iran beteuert bisher, dass das Atomprogramm des Landes nur für zivile Zwecke genutzt wird. Der Westen verdächtigt den Iran jedoch, an einem geheimen Atomprogramm zu arbeiten.

Den Holocaust leugnete Ahmadinedschad erneut. Es handle sich um eine “Lüge“ Israels. “Die haben eine Geschichte mit dem Titel Holocaust gemacht, und die Schäden, die Kosten dafür müssen die Palästinenser tragen“, sagte der iranische Präsident. Zu wachsenden Spekulationen, Israel könne den Iran militärisch angreifen, sagte er, dass sich die Islamische Republik dagegen verteidigen würde.

„Heute journal“-Moderator Claus Kleber, der das Interview führte, sagte der Nachrichtenagentur dpa: „Inhaltliche Absprachen, was zum Beispiel zur Sprache kommt und nicht kommen darf, gab es keine. Sie haben zwar bis zum Schluss darum gekämpft, die Fragen vorher zu bekommen. Dann aber eingelenkt. Es wurden auch keine Themen ausgeklammert.“ Kleber betonte: „Wir wollten die redaktionelle Kontrolle behalten, das bedeutet ein Gespräch, bei dem man sich gegenübersitzt, das man hinterher auch bearbeiten kann. Auf ein Live-Interview konnten wir uns unmöglich einlassen.“

Im sich verschärfenden Atomstreit zeigt der Iran Härte

Die Atomanlagen des Landes werden nur für zivile Atomprogramme genutzt, beteuert der Präsident erneut.
Die Atomanlagen des Landes werden nur für zivile Atomprogramme genutzt, beteuert der Präsident erneut.

© dapd

Teheran werde sich keinem Druck beugen, sagte das iranische Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei am Dienstag. Ahmadinedschad machte deutlich, dass der Iran seinen Kurs nicht ändern will. Wegen seiner unnachgiebigen Haltung muss Teheran mit weiteren internationalen Sanktionen rechnen. Israel droht, den Bau einer iranischen Atombombe notfalls mit einem Angriff zu verhindern. In den USA löst dies zunehmend Besorgnis aus.

„Wir müssen die Beschwernisse und die Herausforderungen annehmen, aber nicht dem westlichen Druck nachgeben“, sagte Chamenei in einer Ansprache zum persischen Neujahrsfest. Man müsse die „westlichen Verschwörungenen neutralisieren“, und so die Pläne der Feinde des Iran vereiteln, sagte der geistige Führer des Iran. Dafür müsse der Iran die wirtschaftliche Produktion im Land ankurbeln und die Abhängigkeit vom Ausland verringern, fügte er hinzu.

Chamenei machte klar, dass der Iran in neuen Verhandlungen über das Atomprogramm keine Kompromisse eingehen und auch nicht auf die umstrittene Urananreicherung verzichten werde.

In den USA sehen die Militärs im Fall eines israelischen Militärschlags gegen den Iran große Risiken und fürchten eine Ausweitung des Konflikts zu einem Regionalkrieg. Wie die „New York Times“ am Montag berichtete, zeigen jüngste geheime Planspiele, dass die USA in den Konflikt hineingezogen werden könnten. Die Militärs gingen davon aus, dass der Iran mit Raketenschlägen auf US-Schiffe im Persischen Golf auf einen israelischen Angriff regieren würde. Dann sei mit Hunderten toten Soldaten zu rechnen.

In diesem Fall würde Washington ebenfalls mit Angriffen auf iranische Atomanlagen antworten, schrieb die „New York Times“. Die US-Militärstrategen gingen von einem möglichen israelischen Angriff im nächsten Jahr aus, so der Bericht. Präsident Barack Obama hat wiederholt klargemacht, dass er eine iranische Atombombe nicht hinnehmen werde. Gleichzeitig plädiert er aber für weitere Sanktionen und diplomatischen Druck auf Teheran. (dpa, reuters)

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