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Oliver Thränert leitet das Center for Security Policy an der Technischen Hochschule Zürich.

© dpa

Irans Nuklearprogramm: „Saudi-Arabien könnte auf eigene Atomwaffen setzen“

Wettrüsten im Nahen Osten? Ein Gespräch mit dem Experten Oliver Thränert über die möglichen Konsequenzen einer Einigung mit Teheran über sein Atomprogramm

Herr Thränert, welche Folgen hätte eine Vereinbarung mit dem Iran für den Nahen Osten?
Sowohl die derzeitige Regierung in Israel als auch die Herrscher einiger arabischer Staaten fürchten, dass ein Abkommen Teheran die Option zugesteht, zu einem späteren Zeitpunkt Atomwaffen zu bauen. Das wird als Bedrohung angesehen.

Könnte Saudi-Arabien deshalb auf eigene Atomwaffen setzen?

Das Land verfügt bislang über keine nennenswerte nukleare Infrastruktur. Man weiß aber, dass Saudi-Arabien lange Zeit eng mit dem pakistanischen Atomwaffenprogramm verbunden war. Daher wird darüber spekuliert, ob die Herrscher in Riad versuchen werden, mithilfe dieser Kontakte eine eigene Nuklearwaffenkapazität aufzubauen.

Wird das saudische Königshaus diesen Weg gehen?

Möglich ist es. Aber Saudi-Arabien wie Pakistan müssen sich darüber im Klaren sein, dass dies die Beziehungen zu den USA massiv belasten würde. Vor allem die Golfmonarchie ist nach wie vor sehr abhängig von Amerikas Waffenlieferungen. Auch Pakistan wird darauf zu achten haben, Washington nicht noch weiter zu verprellen. Denn aus Sicht der USA ist eine weitere Verbreitung von Atomwaffen in der Region genau das, was man durch ein Abkommen mit dem Iran vermeiden möchte.

Und was ist mit der Regionalmacht Türkei?

Die Türkei wird auch immer wieder genannt, wenn vor einem nuklearen Wettrüsten gewarnt wird. In der Tat belauern sich Ankara und Teheran. Die Türkei legt gerade ein ziviles Atomprogramm auf. Bislang gibt es allerdings keinen Hinweis auf eine militärische Nutzung.
Das Gespräch führte Christian Böhme.

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