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Politik: Irlands Orden, Irlands Opfer

Es ist in erster Linie ein Schritt, der den Zerfall der kirchlichen Autorität in Irland aufhalten soll: Zur Entschädigung von Opfern sexuellen Missbrauchs hat der Dachverband der katholischen Ordensbrüder und -schwestern in Irland (CORI) eine Vereinbarung mit der irischen Regierung getroffen. Die katholischen Orden wollen nach der Vereinbarung 128 Millionen Euro in einen Entschädigungsfonds einzahlen.

Es ist in erster Linie ein Schritt, der den Zerfall der kirchlichen Autorität in Irland aufhalten soll: Zur Entschädigung von Opfern sexuellen Missbrauchs hat der Dachverband der katholischen Ordensbrüder und -schwestern in Irland (CORI) eine Vereinbarung mit der irischen Regierung getroffen. Die katholischen Orden wollen nach der Vereinbarung 128 Millionen Euro in einen Entschädigungsfonds einzahlen. Bei den Opfern handelt es sich um ehemalige Insassen von Waisenhäusern und Arbeitsheimen, die von den kirchlichen Orden geführt wurden. Zahlreiche Betroffene sind in den letzten Jahren an die Öffentlichkeit gegangen und haben Zeugnis abgelegt über sexuellen Missbrauch, körperliche Misshandlungen und Schikanen aller Art, denen sie unterworfen wurden.

Individuelle Straftaten von einzelnen Priestern sind von der Vereinbarung zwischen den Orden und der Regierung nicht betroffen. Das irische Parlament wird Rahmengesetze für die Entschädigung und Betreuung der Opfer verabschieden, die eine Frist von drei Jahren zur Anmeldung ihrer Ansprüche haben werden. Die Regierung übernimmt die Hauptverantwortung für den Missbrauch, da die meisten Opfer vom Staat in diese Heime geschickt wurden. Die Opfer müssen allerdings auf weitere gerichtliche Schritte gegen ihre Peiniger verzichten, sobald sie die Entschädigung akzeptieren.

Sowohl die Opferverbände als auch die irischen Oppositionsparteien haben die Leistungen der verantwortlichen Orden als zu gering kritisiert. 80 der 128 Millionen Euro werden nämlich durch die Übertragung von Grundstücken und Immobilien an den Staat abgegolten, weitere zehn Millionen werden etwas kleinkrämerisch verrechnet als bereits erbrachte Leistungen der Ordensleute bei der Betreuung der Opfer und beim Aufspüren von Archivmaterial. Übrig bleibt ein Barbeitrag von rund 38 Millionen Euro, von dem ein Drittel in eine gesonderte Stiftung eingebracht werden soll.

Christine Buckley, eine ehemalige Insassin eines notorischen Dubliner Waisenhauses, sagte, so wurde in der Zeitung "Irish Times" zitiert, dass die 145 000 Menschen, die seit den 1930er-Jahren durch die Arbeitsheime geschleust wurden, je 262 Euro von der Kirche erhielten. "Was für ein Haus kann man sich damit kaufen?", fragte sie spöttisch.

Martin Alioth

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