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Isaf-Einsatz: Nato nimmt Drogenbarone ins Visier

Die Nato streitet über den Einsatz von Isaf-Soldaten zur Bekämpfung des Opium-Anbaus in Afghanistan. Die USA, Großbritannien, Kanada und die Niederlande befürworten ein solches Vorgehen. Deutschland ist strikt dagegen. Drogen gelten als Haupteinnahmequelle der Taliban.

Die von der Nato geführte Afghanistan- Schutztruppe Isaf soll künftig auch direkt gegen die Opiumproduktion in Afghanistan eingesetzt werden. Ein heftiger offener Streit in dieser Frage - unter anderem zwischen den USA und Deutschland - soll bei einem Treffen der 26 Nato-Verteidigungsminister an diesem Donnerstag in Budapest abgewendet werden, sagten Nato-Diplomaten. Eine Kompromissformel sieht vor, dass nicht alle Isaf-Truppensteller an dem Kampf gegen die Drogenherstellung teilnehmen müssen.

Der Anti-Drogen-Einsatz ist vom Operationsplan der Isaf, die nach neuesten Nato-Angaben 50.700 Soldaten zählt, bislang nicht abgedeckt. Die radikal-islamischen Taliban finanzieren sich vor allem aus Drogengeldern. Aus Afghanistan kommen rund 90 Prozent des Opiums, das vor allem zu Heroin weiterverarbeitet wird.

Nato erwartet Klarheit über angebliche Verhandlungen mit den Taliban

Der Nato-Oberkommandierende, US-General Bantz Craddock, will die Isaf vor allem gegen Laboratorien einsetzen, in denen aus Mohn Opium hergestellt wird. Diese Absicht wird von US-Verteidigungsminister Robert Gates bei dem Treffen in Budapest ebenso unterstützt wie von dessen Kollegen aus Großbritannien, Kanada und den Niederlanden. Deutschland, Italien und Spanien lehnen die Ausweitung des Einsatzes ab. Sie sind nur bereit, die Afghanen in deren Kampf gegen die Drogenproduktion zu unterstützen.

Nach Angaben von Nato-Diplomaten gilt ein Kompromiss als wahrscheinlich. Demnach könnten jene Staaten, die das wünschen, am Kampf gegen die Drogenherstellung teilnehmen. Die neue Aufgabe soll aber nicht verpflichtend für alle Isaf-Staaten sein. Deutschland hat rund 3300 Soldaten in der Isaf eingesetzt. Das Mandat des Bundestages soll nach dem Willen der Regierung in Berlin auf maximal 4500 ausgeweitet werden, enthält jedoch keine Erlaubnis zum Anti-Drogen- Einsatz.

An dem Nato-Treffen nimmt auch der afghanische Verteidigungsminister Abdel Rahim Wardak teil. Von ihm erwarten die Minister der Allianz Aufklärung über die angeblichen Pläne der Regierung von Präsident Hamid Karsai, angesichts der verstärkten Angriffe auch mit führenden Taliban-Vertretern zu sprechen. In Nato-Kreisen hieß es, grundsätzlich sei dies eine Entscheidung der Regierung in Kabul. Sollte es Stammesführer geben, die die Waffen niederlegen und am Wiederaufbau mitwirken wollten, so sollten diese in den politischen Prozess eingebunden werden. Die Nato vertrete schon seit langem die Auffassung, dass es in Afghanistan "keine ausschließlich militärische Lösung geben kann". Demokratie und Frieden könnten dauerhaft nur politisch gesichert werden. (nis/dpa)

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