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Islamismus: Radikaler Prediger verlässt Großbritannien

Der radikalislamische Geistliche Omar Bakri Mohammed ist einer Anklage wegen Hochverrats zuvorgekommen und hat Großbritannien Richtung Libanon verlassen. (09.08.2005, 13:48 Uhr)

London - Der 47-Jährige, der bereits am Samstag nach Libanon gereist war, bestritt in einem Interview mit den Rundfunksender BBC am Dienstag jedoch, aus Angst vor der britischen Justiz geflohen sein und kündigte seine Rückkehr an. Unterdessen berichteten britische Medien, die Regierung ziehe die Aufstellung spezieller Terrorgerichte in Betracht, die im Geheimen tagen.

Der in Syrien geborene Bakri ist der geistige Anführer der Gruppe Al-Muhajiroun, die nach einer aktuellen Ankündigung von Premierminister Tony Blair verboten werden soll. Bakri hatte in Großbritannien für Empörung gesorgt, als er öffentlich sagte, er würde als Muslim die Polizei nicht über geplante Anschläge islamischer Extremisten informieren.

Al-Muhajiroun hatte nach dem 11. September 2001 die Attentäter in den USA als die «Großartigen 19» bezeichnet. Die Attentäter der Anschläge von London, bei denen am 7. Juli 52 Menschen getötet und mehr als 700 verletzt worden waren, soll Bakri als «die Fantastischen Vier» gepriesen haben. Im Fernsehen erklärte er seine Unterstützung für Muslime, die in Afghanistan und im Irak britische Soldaten angreifen. Der muslimische Geistliche hatte nach Presseberichten 1985 eine unbegrenzte Aufenthaltserlaubnis in Großbritannien erhalten, nachdem er um Asyl ersucht hatte, weil er wegen seiner politischen Umtriebe in Saudi-Arabien des Landes verwiesen worden war.

Im Laufe der Woche sollen in London Gespräche darüber beginnen, ob so genannte Hassprediger im Rahmen bestehender Gesetze wegen Hochverrates angeklagt werden könnten.

Wie die in London erscheinende Zeitung «The Guardian» und die BBC am selben Tag übereinstimmend unter Berufung auf Quellen im Innenministerium berichteten, wird dort konkret über neue Gerichte diskutiert, die hinter geschlossenen Türen nach der vorliegenden Beweislage darüber entscheiden sollen, wie lange Terrorverdächtige ohne Anklage in Haft bleiben sollen. Dabei sollen die Verdächtigen durch «spezielle Rechtsbeistände» vertreten werden, die zwar Zugang zu den Beweisen haben, ihre «Klienten» über Details jedoch nicht informieren. Zu den gerichtlich verwertbaren Beweisen könnten auch geheim aufgenommene Telefongespräche gehören, was nach derzeitiger britischer Rechtslage nicht möglich ist. (tso)

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