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Island: Sozialdemokratin Sigurdardottir wird neue Regierungschefin

Knapp eine Woche nach dem Rücktritt der isländischen Regierung haben sich die Sozialdemokraten und die Linksgrünen auf die Bildung einer Minderheitsregierung geeinigt. Im Zentrum ihrer Arbeit stehen die Folgen der Finanzkrise und der EU-Beitritt.

Als erste Frau in Islands Geschichte hat die Sozialdemokratin Jóhanna Sigurdardóttir das Amt der Regierungschefin übernommen. Die 66-Jährige, die seit 2002 mit einer Frau verheiratet ist, bezeichnete bei ihrem Amtsantritt am Sonntag als wichtigste Aufgabe die Bewältigung der auf der Atlantikinsel besonders massiven Finanz- und Wirtschaftskrise. Bis Mitte April soll ein Parlamentsausschuss ein Weißbuch über Möglichkeiten für einen EU-Beitritt vorlegen. Während die Sozialdemokraten für ein möglichst schnelles Beitrittsgesuch eintreten, haben die Rotgrünen die Mitgliedschaft bisher abgelehnt.

Die Koalition verfügt im Parlament "Althing" über keine eigene Mehrheit und ist auf Unterstützung durch die rechtsliberale Fortschrittspartei angewiesen. Sie bleibt zunächst nur übergangsweise bis zu vorzeitigen Neuwahlen Ende April im Amt. Das Finanzministerium übernahm der Chef der Rotgrünen, Steingrímur Sigfússon. Im Außenministerium löst der Sozialdemokrat Össur Skarphédinsson seine Parteichefin Ingibjörg Gísladóttir ab, die im Gefolge einer erfolgreichen Krebsoperation mehrere Monate Pause von der Politik machen will.

Die neue Linksregierung löst eine große Koalition unter dem konservativen Regierungschef Geir Haarde ab. Haarde trat nach massiven Protesten in der Bevölkerung gegen die Regierungspolitik angesichts der akuten Finanzkrise auf Island ab. Er begründete seinen Rücktritt auch mit einer bevorstehenden Krebsoperation. Sigurdardóttir ist die erste offen in einer homosexuellen Ehe lebende Chefin einer Regierung. Sie hat aus einer früheren Ehe zwei Söhne und ist sechsfache Großmutter. (goe/dpa/AFP)

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