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Israel: Die Afrikaner kommen – und bleiben

Israel tut sich schwer mit illegaler Zuwanderung. Jede Woche versuchen hunderte Afrikaner ins Land zu kommen.

Israel wird weltweit immer stärker in die politische Isolation gedrängt. Doch für Millionen Afrikaner stellt der jüdische Staat das Ziel ihrer bescheidenen Träume dar. In Jerusalem redet man zwar viel über den „Kampf gegen die illegalen Infiltranten“, doch getan wird so gut wie nichts. „Tel Aviv verwandelt sich in jeder Hinsicht in eine afrikanische Stadt“, warnte der Vorsitzende des Parlamentsausschusses für ausländische Arbeitskräfte, Jaakov Katz. Der Siedleranführer fügte feixend hinzu: „Die Tel Aviver werden schließlich in Jüdäa und Samaria wohnen wollen“ – also in den umstrittenen jüdischen Siedlungen –, „wenn ihre Stadt sich in eine Infiltrantenstadt verwandelt“.

Tatsächlich versuchen täglich mehr Afrikaner, ihren Kontinent auf dem einzig möglichen Landweg zu verlassen: durch die Sinai-Wüste über die weitgehend ungeschützte ägyptisch-israelische Grenze zwischen dem Gazastreifen am Mittelmeer und dem Badeort Eilat am Roten Meer. Sie lassen sich weder durch die Meldungen über Todesschüsse ägyptischer Grenzsoldaten noch über den horrenden Preis der Schlepper (bis 3000 Dollar pro Person) abschrecken und nehmen auch Raubzüge und Vergewaltigungen der Frauen durch die Beduinen in Kauf.

Allein am vorigen Wochenende fingen die israelischen Soldaten 300 Zuwanderer aus Eritrea, Sudan und Nigeria ab. In der Vorwoche nahmen sie 700 fest. Die Zahlen explodieren derzeit regelrecht, wobei die Dunkelziffer erheblich sein soll. Seit Jahresbeginn bis Ende Oktober waren es 11 000, 200 Prozent mehr als in der Vergleichperiode des Vorjahres.

Doch nun rechnen Katz und Experten mit 30 000 pro Jahr, die einen Asylantrag stellen werden. Die meisten haben sich bisher in Eilat, dem Wüstenstädtchen Arad und in Tel Aviv niedergelassen. Vor allem die nicht erfassten Zuwanderer ziehen es vor, in der Metropole unterzutauchen, wo bereits zehntausende oder noch mehr Illegale leben, die ihren Status als legale Gastarbeiter verloren haben und in ständiger Angst vor der Abschiebung leben. „In fünf bis sieben Jahren werden rund 100 000 Infiltranten in Tel Aviv leben. Und in fünf bis zehn Jahren 200 000 bis 300 000.“ Dann werde sich Tel Aviv, das heute 392 000 legale Einwohner hat, in eine afrikanische Stadt verwandelt haben. Im Zentrum wohnt jetzt schon praktisch kein Israeli mehr. Selbst mehrere tausend anerkannte Flüchtlinge aus Darfur bilden nur eine kleine Minderheit unter all den Asylbewerbern und Illegalen. Für sie, die Sudanesen und Eriträer ist das Asylverfahren übrigens vereinfacht worden.

Unlängst beschloss die Regierung die Errichtung eines Grenzzaunes entlang der Grenze zu Ägypten, mit dessen Erstellung das Verteidigungsministerium beauftragt wurde. Geschehen ist seither nichts. Vizeministerpräsident Silvan Schalom zeigt sich dennoch entschlossen: Man müsse den Menschenstrom stoppen, denn „sie nehmen die Arbeitsplätze den Schwächsten in der israelischen Gesellschaft weg“. Doch etwas resigniert fügte Schalom hinzu: „Sobald man gegen diese Infiltrationen ankämpft, wird man des Rassismus bezichtigt.“

Charles A. Landmann

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