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Israel gewalt

© dpa

Israel: Empörung über Schuss auf gefesselten Palästinenser

In Israel sorgt ein brisantes Video für Aufregung: Das Bildmaterial zeigt einen Soldaten der israelischen Armee, der mit einem Gummigeschoss auf einen bereits gefesselten Palästinenser schießt. Der Soldat wurde für ein Verhör festgenommen.

In Israel hat ein Video Empörung ausgelöst, das einen Soldaten beim Schuss auf einen Palästinenser zeigt. Der Soldat wurde für ein Verhör festgenommen, wie ein Armeesprecher am Montag mitteilte. Eine israelische Nichtregierungsorganisation hatte am Sonntagabend das Video veröffentlicht, in dem der israelische Soldat einem gefesselten Palästinenser aus nächster Nähe ein Gummigeschoss aufs Bein schießt. Der Mann wurde dabei leicht verletzt. Der Zwischenfall ereignete sich offenbar bereits Anfang Juli bei einer Demonstration im Westjordanland.

Das israelische Militär kündigte angesichts der Empörung über den Zwischenfall an, nach einer Untersuchung "Maßnahmen" ergreifen zu wollen. Wie diese aussehen könnten, teilte die Armee zunächst nicht mit. Sie hatte erst nach Bekanntwerden des Videos und einer Beschwerde der israelischen Nichtregierungsorganisation B'Tselem Ermittlungen in dem Fall angekündigt.

Auf den Bildern ist zu sehen, dass die Augen des Palästinensers verbunden sind. Seine Arme sind mit Plastikfesseln zusammengebunden. Ein Soldat, der direkt vor ihm steht, schießt dann ein mit Hartgummi ummanteltes Geschoss in Richtung seiner Füße. Der Demonstrant sagte dem israelischen Online-Dienst "ynet", er sei danach von einem Militärarzt behandelt und wieder freigelassen worden.

Kommandeur übernimmt die Verantwortung

Israelische Medien berichteten am Montag, der Soldat habe während einer Befragung angegeben, sein Kommandeur habe ihm befohlen, mit einem Geschoss mit Gummi-Mantel auf den Mann zu schießen. Der 27 Jahre alte Palästinenser war vor zwei Wochen in dem Dorf Naalin im Westjordanland bei einer Demonstration gegen die israelische Sperranlage festgenommen worden. Israel errichtet den Wall nach eigenen Angaben, um sich gegen das Einsickern von Selbstmordattentätern aus dem Westjordanland zu schützen. Der Internationale Gerichtshof in Den Haag und die UN-Vollversammlung bezeichnen die Sperrmauer hingegen als illegal.

Der festgenommene Soldat sagte nach israelischen Medienberichten während seiner Befragung weiter, bei der Demonstration seien Steine auf die Soldaten geworfen worden. Der gefesselte Palästinenser sei einer der Steinewerfer gewesen, und man habe ihm Angst einjagen wollen. Der Kommandeur erklärte, er habe keinen Schießbefehl erteilt, übernahm jedoch die Verantwortung für den Vorfall.

Menschenrechtler: Immer wieder übertriebene Brutalität

Israelische Menschenrechtler erklärten, es handele sich nicht um ein ungewöhnliches Verhalten der Soldaten. Es komme bei Demonstrationen gegen die Sperranlage immer wieder zu übertriebener Brutalität der Armee gegen israelische und palästinensische Teilnehmer. In einer Stellungnahme der israelischen Armee war hingegen die Rede von einem "schwerwiegenden Zwischenfall", der den Werten des Militärs widerspreche. "Der Verhaltenskodex der israelischen Armee verbietet es eindeutig, Festgenommenen Schaden zuzufügen und ist der menschlichen Würde und Sicherheit aller Häftlinge verpflichtet", hieß es weiter.

Ein Sprecher von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas beschrieb den Vorfall hingegen als Teil eines "systematischen rassistischen Vorgehens der israelischen Regierung und Armee gegen unbewaffnete palästinensische Menschen". (jam/dpa/AFP)

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