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Merkel

© dpa

Israel: Geteiltes Echo auf Merkels Rede

Die historische Rede von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vor dem israelischen Parlament ist am Mittwoch in Deutschland meist positiv aufgenommen worden. Auch die israelischen Medien lobten Merkel. Weniger gut kam Merkels Auftritt bei der arabischen Öffentlichkeit an.

Die Präsidentin des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, zeigte sich tief beeindruckt von der Ansprache Merkels in der Knesset. Auch FDP-Chef Guido Westerwelle lobte den Auftritt der Kanzlerin. Kritik kam dagegen von den Grünen. Merkel hatte am Dienstag als erste ausländische Regierungschefin in der Knesset gesprochen.

Knobloch sagte der "Jüdischen Allgemeinen": "Noch nie habe ich eine Politikerin oder einen Politiker wahrgenommen, der sich mit dem Herzen so sehr für Israel und für die jüdische Gemeinschaft einsetzt." Der Empfang, der Merkel bereitet worden sei, sei ein Ausdruck der besonderen Verbundenheit zwischen der Kanzlerin und Israel. "Ich kann mir keine israelische Regierung vorstellen, egal, von wem sie gebildet wird, die auf einen solchen Freund wie die Bundesregierung unter Frau Merkel verzichten könnte", sagte die Zentralratspräsidentin.

Westerwelle erklärte, Merkel habe "eine schwierige Aufgabe eindrucksvoll gemeistert." Ihre Rede sei eine Anerkennung dafür, dass Deutschland seinen festen Platz in der Friedensordnung der Welt gefunden habe.

Kuhn: Auch Israel muss etwas für den Frieden tun

Grünen-Fraktionschef Fritz Kuhn bescheinigte der Kanzlerin zwar, sie habe die Notwendigkeit besonderer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel überzeugend dargestellt. Jedoch habe sie es versäumt darauf hinzuweisen, dass Israels Sicherheit ohne Verhandlungen mit den Palästinensern nicht herstellbar sei. Entscheidend sei, "dass man ganz klar deutlich machen muss bei diesem und bei jedem anderen Besuch, dass man auch von Israel Vorleistungen für den Friedensprozess erwartet", sagte Kuhn. Alles andere sei "ein ziemliches Illusionstheater".

Ein geteiltes Echo hat die Rede vor dem Parlament in Jerusalem in israelischen und arabischen Zeitungen ausgelöst. "Merkel sagt der Knesset, Deutschland hält mit Israel gegen Iran", titelte die "Jerusalem Post". Die auflagenstärkste Tageszeitung "Jediot Achronot" machte mit dem Zitat Merkels auf: "Ich verneige mich vor den Opfern" des Holocaust. Zugleich bemerkte das Blatt, trotz Merkels Bekenntnis zur Verantwortung für den Holocaust würde eine Mehrheit der Deutschen nach jüngsten Umfragen keine spezielle Verantwortung für das heutige Israel empfinden. Der ehemalige Präsident der Knesset, Schewah Weiss, schrieb in der Tageszeitung "Maaviv", der Auftritt Merkels am Vortag sei ein hervorragender Beweis der fortwährenden Freundschaft Deutschlands.

Arabische Medien reagieren enttäuscht

Ausführlich berichteten arabische Medien über den Besuch der Bundeskanzlerin in Israel. Die syrische Zeitung "Al-Baath", das Sprachrohr der regierenden Baath-Partei von Präsident Baschar al- Assad, kritisierte, Merkel habe es in ihrer Rede versäumt, auf die "israelischen Verbrechen im Gazastreifen" hinzuweisen. Dies sei für die Palästinenser und auch für andere Araber eine Provokation. Der Bundeskanzlerin stehe es zwar frei, die Politik ihres Landes zu bestimmen und souveräne Entscheidungen zu treffen. Sie habe aber kein Recht, Israel "auf Kosten der Palästinenser" mehr Unterstützung zukommen zu lassen.

Ähnlich äußerte sich die jordanische Zeitung "Alarab Alyawm". "Wir sind alle enttäuscht, weil uns Deutschland in den vergangenen Jahren an eine ausgewogene Rolle in der Palästinenserfrage gewöhnt hatte, doch durch Merkels Besuch ist diese Rolle gänzlich dahin", schrieb das Blatt. Mit Bezug auf Merkels Bekenntnis zur Verteidigung der Sicherheit Israels warf die Zeitung die Frage auf, ob Merkel "eine strategische Partnerschaft mit einem Staat eingehen will, der das Land dreier arabischer Staaten besetzt hält und in einen fortdauernden Krieg gegen das palästinensische und das libanesische Volk verstrickt ist." (kj/AFP/dpa)

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