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Israel: Massenproteste gegen Olmert in Tel Aviv

Mehr als 100.000 Israelis haben am Donnerstagabend bei einer Großdemonstration in Tel Aviv den Rücktritt von Ministerpräsident Ehud Olmert wegen seiner Fehler im Libanon-Krieg gefordert.

Tel Aviv - Zu dem Protest auf dem zentralen Rabin-Platz hatten Organisationen aus nahezu dem gesamten politischen Spektrum aufgerufen. Die Veranstalter kündigten an, weitere Aktionen würden folgen, solange bis der Regierungschef zurücktrete. Politiker waren nicht als Redner geladen. Olmert hatte am Vortag eine politische Revolte in seiner Partei abgewendet und die große Mehrheit seiner Kadima-Fraktion hinter sich vereint.

Nachdem Außenministerin Zipi Livni als bisher ranghöchstes Regierungsmitglied Olmerts Rücktritt gefordert hatte, erwäge dieser ihre Entlassung und eine Kabinettsumbildung, berichteten israelische Medien. Kommentatoren warfen Livni, die als mögliche Nachfolgerin Olmerts gilt, zögerliches Verhalten und mangelnde Führungsstärke vor. Die Ministerin hatte während einer Pressekonferenz erklärt, sie halte einen Rücktritt Olmerts für notwendig. Die Öffentlichkeit habe das Vertrauen in die Regierung verloren.

Dichter gegen Entlassung von Livni

Der Likud-Vorsitzende und Oppositionsführer Benjamin Netanjahu forderte am Donnerstag Neuwahlen. Die Regierung habe "den letzten Rest Vertrauen in der Bevölkerung verloren" und müsse ihr Mandat zurückgeben, sagte er vor Abgeordneten seiner Partei. Eine offizielle Untersuchungskommission hatte Olmert und seinen Verteidigungsminister Amir Perez für "schwere Fehler" im Libanon-Krieg verantwortlich gemacht. Ein vollständiger Bericht soll aber erst im Juli vorgelegt werden.

Der israelische Minister für Innere Sicherheit, Avi Dichter, sprach sich gegen eine Entlassung Livnis aus. Sie habe ihre Kritik an Olmert ehrlich und mutig ausgesprochen, sagte er im israelischen Rundfunk. "Wehe uns, wenn aus dem tiefsten Herzen gesprochene Dinge zu einem Schwert werden, das sich gegen den Sprecher wendet", warnte Dichter. (tso/dpa)

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