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Israelis greifen Gazastreifen an.

© AFP

Update

Israel und Palästinenser: Luftwaffe zerstört Wohnhäuser in Gaza

Nach dem Beginn der Luftoffensive im Gazastreifen erwägt die israelische Armee offenbar auch den Einsatz von Bodentruppen. In Israel selbst ist die Regierung in der Krise

Nach dem Beginn einer Luftoffensive im Gazastreifen stellt sich die israelische Armee auch auf den Einsatz von Bodentruppen in dem Palästinensergebiet ein. Der israelische Militärsprecher Peter Lerner sagte am Dienstag, die Offensive habe zwei Ziele. „Wir wollen der Hamas im Gazastreifen einen Schlag versetzen und die Raketenangriffe auf Israel verringern.“ Am Montag seien rund 80 Raketen auf israelische Ortschaften abgefeuert worden. „Wir werden dem ein Ende setzen“, sagte der Militärsprecher. Es gebe keine zeitliche Beschränkung der Operation. „Wir stellen uns auf den möglichen Einsatz von Bodentruppen ein“, sagte Lerner. „Aber ich denke nicht, dass das sofort passieren wird.“

Israels Luftwaffe habe in der Nacht zum Dienstag etwa 50 Ziele in dem schmalen Küstenstreifen angegriffen. Darunter seien auch die Wohnhäuser von vier militanten Hamas-Mitgliedern gewesen. Außerdem habe die Luftwaffe Raketenabschussrampen und Trainingslager beschossen. „Wir werden den Druck langsam verstärken“, sagte Lerner.

Die Bewohner der Wohnhäuser seien vor den Luftangriffen telefonisch gewarnt worden, so dass sie diese vor deren Zerstörung hätten verlassen können. Dennoch sind nach palästinensischen Angaben mehrere Menschen verletzt worden. Die israelische Armee bereitet sich indes auch auf die Mobilisierung von Reservisten vor.

Lage rund um den Gaza-Streifen angespannt

In einem Umkreis von 40 Kilometern Entfernung vom Gazastreifen seien die Menschen angewiesen worden, sich in der Nähe von Schutzräumen aufzuhalten, so Militärsprecher Lerner. Insgesamt verfüge Hamas über etwa 10.000 Raketen mit verschiedenen Reichweiten bis etwas nördlich von Tel Aviv. Man bereite sich auch auf die Möglichkeit vor, dass Hamas Ziele über den Umkreis von 40 Kilometern hinaus angreifen könnte.

Unterdessen haben drei von sechs verdächtigen Israelis die Ermordung eines palästinensischen Jugendlichen zugegeben. „Sie haben die Ermordung und Verbrennung von Mohammed Abu Chder bei lebendigem Leib gestanden und die Tat vor Polizisten nachgestellt“, verlautete am Montag aus Ermittlerkreisen. Nach einem Bericht des Onlineportals „Ynet“ sollen die sechs Männer einer „Terrororganisation“ anzugehören. Abu Chder war am vergangenen Mittwoch in Ostjerusalem verschleppt worden. Wenig später wurde die verbrannte Leiche des 16-Jährigen in einem Wald im Westteil der Stadt entdeckt.

Die Tat als solche, der Racheakt und insbesondere die Brutalität der Täter hat Schockwellen durch die gesamte israelische Bevölkerung gejagt und landesweite Diskussionen über den Niedergang der nationalen Ethik und öffentlichen Moral ausgelöst. Dem Vater des Opfers versicherte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, dass die Täter mit aller Härte bestraft würden. Neben Netanjahu zeigte sich auch Präsident Schimon Peres entsetzt über die brutale Ermordung des jungen Palästinensers.

Keine Entspannung

Entgegen den Zusicherungen der Politiker auf beiden Seiten verschärft sich die Lage im und um den Gazastreifen immer mehr. Bereits am Montag kam es zu einer erheblichen Eskalation der Gewalt, die gleich mehrere Tote forderte. Nachdem die Palästinenser am Sonntag die Anzahl ihrer Raketenangriffe massiv erhöht hatten, reagierte Israel mit heftigen Luftangriffen, bei denen laut palästinensischen Medien neun Menschen ums Leben kamen.

Nachdem sich die Festnahme der sechs jüdischen Extremisten herumgesprochen hatte, dehnten sich die Unruhen auf weitere Regionen des Landes aus. Sie haben nun auch Galiläa im Norden Israels ergriffen, das mehrheitlich arabisch bewohnt ist. Die Polizei nahm bei den heftigen Zusammenstößen, die nicht nur die ganze Nacht lang anhielten, sondern an mehreren Orten ununterbrochen am Montagmorgen weitergingen, gleich Dutzende Verhaftungen vor. Auch rechtsextreme jüdische Jugendliche, welche Steine auf arabische Autos warfen, wurden festgenommen.

Ultranationalisten kündigen Pakt

An dem Streit über den Militäreinsatz im Gazastreifen ist ein taktisches Bündnis in der israelischen Regierungskoalition zerbrochen. Außenminister Avigdor Lieberman kündigte am Montag den Pakt seiner ultranationalistischen Partei Unser Haus Israel mit dem Likud-Block von Netanjahu auf. Die Ultranationalisten wollen nun als eigene Fraktion auftreten, nicht aber aus der Koalition aussteigen. Bei der Parlamentswahl 2013 waren beide Parteien mit einer gemeinsamen Liste angetreten.

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