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Politik: Israel will Libanon "ins Dunkel hüllen"

Angriffe auf Kraftwerke bei Beirut und Tripolis nach Raketenbeschuss nordisraelischer Ortebog Israel hat Vergeltungsangriffe auf Ziele in Libanon gestartet - als Reaktion auf Raketenangriffen der Hisbollah-Milizen auf Nordisrael. Staatspräsidenten Eser Weizman, der am Freitag gemeinsam mit dem israelischen Generalstabschef Schaul Mofas die Grenzstadt Kiriat Schmona besuchte, sagte vor Journalisten, man werde Libanon "in Dunkel hüllen".

Angriffe auf Kraftwerke bei Beirut und Tripolis nach Raketenbeschuss nordisraelischer Ortebog

Israel hat Vergeltungsangriffe auf Ziele in Libanon gestartet - als Reaktion auf Raketenangriffen der Hisbollah-Milizen auf Nordisrael. Staatspräsidenten Eser Weizman, der am Freitag gemeinsam mit dem israelischen Generalstabschef Schaul Mofas die Grenzstadt Kiriat Schmona besuchte, sagte vor Journalisten, man werde Libanon "in Dunkel hüllen". Israelische Kampfjets hatten in der Nacht zuvor zwei Kraftwerke bei Beirut und Tripoli getroffen, so dass es in beiden Städten zu Stromausfällen kam. Außerdem wurden ein Waffenlager der Hisbollah und die Hauptstraße zwischen Beirut und Damaskus bombardiert.

Die Hisbollah-Miliz feuerte nach eigenen Angaben erneut mindestens vier Salven von Katjuscha-Raketen auf Nordisrael. Dutzende Raketen schlugen nach Meldungen des israelischen Rundfunks in verschiedenen Ortschaften ein, darunter in der Grenzstadt Kiriat Schmona und der Siedlung Schlomi. In Schlomi wurden mehrere Menschen verletzt. Zudem wurden Gebäude beschädigt, an einigen Stellen brachen Brände aus.

Die Einwohner der Region harren auf Anweisung der israelischen Armee seit Donnerstagnachmittag in Schutzräumen aus. Beim ersten Überraschungsangriff der Hisbollah auf Kiriat Schmona und andere Ortschaften waren ein israelischer Soldat getötet und 26 Menschen verletzt worden.

Auf den Beschus von Kiriat Schmona reagierte Israel mit den bisher schwersten Luftangriffen seit Februar dieses Jahres. Ein Büro des syrischen Geheimdienstes an der Straße nach Damaskus wurde ebenfalls bombardiert, der Sprengsatz explodierte indes nur nahebei - ein Novum in der bisherigen Auseinandersetzung zwischen den beiden Hauptkontrahenten des Nahost-Konflikts. Ephraim Sneh, stellvertretender Verteidigungsminister Israels, sagte dazu in einem Fernsehinterview, die Angriffe seien "keineswegs als Vergeltung gedacht, sondern als Drohung an die Adresse der Syrer".

Die Friedensverhandlungen zwischen Damaskus und Tel Aviv liegen seit Januar dieses Jahres auf Eis. Ganz unerwartet kam die jüngste Eskalation indes nicht - schon Tage zuvor hatten die Syrer damit begonnen, besonders exponierte Checkpoints im Bekaa-Tal sowie Büros im Stadtgebiet der libanesischen Hauptstadt zu räumen und die dort stationierten Soldaten umzusetzen. Die libanesische Armee verstärkte noch am Donnerstag ihre Sicherheitskontrollen in Beirut, hielt Privatwagen und Busse an, nachdem israelische Kampfjets am Vormittag demonstrative Aufklärungsrunden über der Stadt geflogen hatten. Die Kampfhandlungen zwischen Israel und Libanon verschärften sich insbesondere deshalb, weil am Mitwoch die "Südlibanesische Armee"(SLA), Israels Hilfsmiliz in der "Sicherheitszone", durch "versehentlichen" Artilleriebeschuß zwei Frauen getötet und 12 weitere Zivilisten verletzt hatte, darunter ein zwei Monate altes Baby. Eigentlich hatte die SLA einen Funktionär der prosyrischen, ebenfalls schiitischen Amal-Miliz treffen wollen.

Die zunehmende Nervosität syrischer und libanesischer Militärs liegt indes nicht nur an der nach wie vor ungeklärten Frage, wie es nach dem für Juli geplanten Rückzug der Israelis aus Südlibanon weitergehen soll: Zum ersten Mal seit Ende des libanesischen Bürgerkriegs im Oktober 1990 regt sich zunehmend Widerstand gegen die syrische Hegemonie im Zedernland. Studenten der christlichen Universitäten St. Joseph und Kaslik veranstalteten in den letzten Wochen mehrere Demonstrationen und sit-ins und verbrannten erstmals öffentlich auf dem Campus eine syrische Fahne.

bog

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