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In Nablus, im Westjordanland hat die Hamas ihre Anhänger mobilisiert.

© DPA

Update

Israelische Armee aus Gaza abgezogen: Erste Palästinenser kehren in Wohngebiete zurück

Im Krieg gegen die Hamas hat sich die israelische Armee aus dem Gazastreifen auf "defensive Positionen" zurückgezogen. Nach wochenlangen Kämpfen gilt seit diesem Dienstagmorgen eine dreitägige Feuerpause, die ersten Bewohner kehren in ihre Häuser zurück.

Die israelischen Bodentruppen haben sich nach Armeeangaben komplett aus dem Gazastreifen zurückgezogen. "Alle unsere Streitkräfte haben Gaza verlassen", sagte General Moti Almos dem israelischen Militärradio. Die Armee hatte zuvor angekündigt, sich im Zuge der am Dienstag um 08.00 Uhr Ortszeit (07.00 Uhr MESZ) in Kraft getretenen Waffenruhe auf "defensive Positionen" außerhalb des Palästinensergebiets zurückzuziehen. Am Montagabend hatten sich Israel und die Palästinenser unter ägyptischer Vermittlung bereits auf eine 72-stündige Feuerpause geeinigt.

Am Dienstag begannen viele Palästinenser im Gazastreifen damit in ihre Wohnviertel zurückzukehren. „Die Menschen beginnen, die UN-Schutzräume zu verlassen“, teilte der Sprecher des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA, Chris Gunness, mit. Mit 267 970 Flüchtlingen in 90 UN-Schutzräumen sei „zum ersten Mal ein leichter Rückgang der Zahlen“ zu verzeichnen, schrieb Gunness bei Twitter. Die einmonatige israelische Offensive im Gazastreifen hat schwere Verwüstungen in dem Palästinensergebiet hinterlassen. Tausende Menschen haben nach UN-Angaben keine Bleibe mehr. Rettungskräfte begannen am Dienstag mit der Bergung von Leichen aus Trümmerbergen.

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Auf der diplomatischen Ebene wurden Vertreter Israels und der Palästinenser nach Kairo eingeladen, um über eine längerfristige Lösung zu sprechen. Ein israelischer Regierungssprecher warnte die Hamas, sollte sie die Feuerpause erneut brechen, sei man auf eine Antwort vorbereitet. Beide Seiten hatten schon mehrfach Waffenruhen vereinbart. Diese erwiesen sich in den letzten Tagen aber immer wieder als brüchig. Die Verhandlungen über eine längerfristige Lösung dürften schwierig werden: Die Hamas fordert etwa einen Rückzug der israelischen Truppen, ein Ende der Blockade des Gazastreifens sowie die Freilassung von Gefangenen.
Aus israelischen Regierungskreisen verlautete, wenn die Feuerpause eingehalten werde, gebe es für die Armee keinen Grund mehr, in dem Küstenstreifen zu sein. Israel fordert aber auch eine Entwaffnung der Hamas, die in den vergangenen Wochen mehr als 3300 Raketen und Granaten auf den Staat abfeuerte. Die israelische Regierung möchte sich noch alle Optionen offen halten.

Kurz vor der Waffenruhe mit Israel hatten militante Palästinenser noch eine Salve von rund 20 Raketen auf israelische Ortschaften abgefeuert. Eine Armeesprecherin in Tel Aviv bestätigte die Angriffe am Dienstag. Unter anderem seien Geschosse auf die Küstenstädte Aschdod und Aschkelon sowie Ortschaften in der Negev-Wüste abgefeuert worden, berichteten israelische Medien. Über Jerusalem sei eine Rakete abgefangen worden. In der Stadt seien Raketentrümmer gefunden worden, teilte die Polizei mit.

Rund 1900 Opfer in fast vier Wochen

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat die neue Waffenruhe im Gaza-Konflikt begrüßt. In einer in New York herausgegebenen Erklärung rief Ban nach Angaben eines Sprechers alle Parteien auf, sich an die 72-stündige Waffenruhe zu halten. Bis zu der Feuerpause müssten alle Seite sich äußerst zurückhalten. Ban rief die Parteien auf, sich sobald wie möglich in Kairo zu Gesprächen über eine dauerhafte Waffenruhe sowie über die Kernthemen für eine Deeskalation zu treffen. Solche Gespräche seien der einzige Weg, die Gewalt zu stoppen, die schon zu viele Opfer gefordert habe. Die UN stünden bereit, hierbei behilflich zu sein.

Am Montag war bei einem Attentat in Jerusalem ein ultra-orthodoxer Israeli getötet worden, es war der erste Anschlag seit Beginn der Gaza-Offensive.
Am Montag war bei einem Attentat in Jerusalem ein ultra-orthodoxer Israeli getötet worden, es war der erste Anschlag seit Beginn der Gaza-Offensive.

© Reuters

In dem Konflikt sind nach Angaben der Behörden in Gaza bisher 1834 Palästinenser ums Leben gekommen, die meisten von ihnen Zivilisten. Mehr als ein Viertel der 1,8 Millionen Bewohner des Küstenstreifens sind auf der Flucht. Auf israelischer Seite sind 64 Soldaten und drei Zivilisten getötet worden. Die Streitkräfte des Landes greifen seit fast vier Wochen Ziele im Gazastreifen an.
Der Konflikt griff zuletzt auf Jerusalem über, wo ein Palästinenser in einem Viertel ultraorthodoxer Juden einen Israeli mit einer Baumaschine tötete. Wenige Stunden später wurde ein israelischer Soldat angeschossen und verletzt. Der Täter konnte flüchten. (mit AFP, DPA, Reuters)

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