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Berlusconi

© dpa

Italien: Berlusconi, merkwürdig still

Ich, Merkel und Sarkozy: Der Favorit der italienischen Wahl kämpft kaum - sein Schwur, Alitalia zu retten, hat ihn sogar blamiert.

Als die Regierung Prodi im Januar zusammenkrachte, war für Silvio Berlusconi klar: „Es gibt Neuwahlen, und ich werde gewinnen.“ Gleich danach fuhr er auch schon den fürs Erste entscheidenden Sieg ein. Die rechtskonservative Alleanza Nazionale unter Gianfranco Fini, der zuvor lauthals gegen die „ Alleinherrschaft Berlusconis im rechten Lager“ aufbegehrt hatte und ihm mittelfristig die Spitzenkandidatur streitig machte, sie schlüpfte brav unter Berlusconis Fittiche – aus wahlarithmetischen Gründen.

Doch dass Berlusconi ein bündiges Wahlprogramm vorgelegt hätte, dass er dem Land neue Horizonte weisen würde, ist nicht aufgefallen. Und während sein Gegner, Walter Veltroni, landauf, landab damit wirbt, dass er seine eigene Partei umgekrempelt, erneuert, verjüngt habe, sieht Berlusconi keine Veranlassung zu irgendeinem Personal- oder gar Generationswechsel um sich herum. Die Meinungsumfragen sagen ihm ja auch so einstimmig den Sieg voraus. Und auch wenn ihn der fast zwanzig Jahre jüngere Veltroni immer wieder als den Alten, Verbrauchten, den „immer gleichen Film“ darstellt – Berlusconi richtet sich ausdrücklich auf weitere fünf Jahre als Ministerpräsident ein. Das bedeute für ihn zwar „ein enormes Opfer“. Er sehe sich aber „in der Pflicht“: „Ich werde mein Kreuz mit Demut und Hingabe tragen.“

Sätze wie dieser erwecken bei italienischen Kommentatoren den Eindruck, wirklich die Probleme Italiens anpacken wolle dieser Berlusconi nicht; ihm gehe es nur darum, im Mittelpunkt zu stehen. Aus einem „Arbeitsfrühstück“ mit EU-Diplomaten in der deutschen Botschaft wird Berlusconi mit dem Satz zitiert, es gebe nach Chirac und Blair keine „großen Figuren mehr“ in Europa: „Die Führer der Zukunft sind ich, Merkel und Sarkozy. Zusammen können wir wieder den Klub schaffen, der den Alten Kontinent groß gemacht hat.“ Und dass Berlusconi fürs Erste nur darauf lauert, italienischer Staatspräsident zu werden, gilt schon lange als sicher.

Walter Veltroni bereist im Wahlkampf alle 110 Provinzen des Landes; Silvio Berlusconi beschränkt sich bis heute, in der letzten Woche, auf Stippvisiten an ausgewählten Orten. Einem Fernsehduell mit seinem Herausforderer ist er unter vielen Windungen ausgewichen. Nur jener Gag mit Alitalia, der Berlusconi eher unversehens passiert ist, hat die „Low-Profile- Linie“ durchbrochen – zunächst sehr wirkungsvoll. Berlusconi kündigte eine nationale Rettung für den pleitegefährdeten Staatsflieger an, um den „schändlichen Ausverkauf“ an Air France zu verhindern.

Das war drei Tage vor Ostern. Seither hat sich kein einziger italienischer Nothelfer gezeigt. Auch Berlusconis Kinder, die der Vater „zur Pflicht“ hatte rufen wollen, haben den Kopf geschüttelt. Berlusconis Versprechen, das bestätigt man inzwischen sogar im eigenen Lager, hat sich als Seifenblase erwiesen.

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