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Italien: Berlusconi startet Medienoffensive

Seit Jahresbeginn betreibt Berlusconi einen unermüdlichen Medien-Wahlkampf. Schon beim Frühstücksfernsehen strahlt Silvio Berlusconi den Italienern entgegen.

Rom - Gerade erst geht die Sonne auf, es ist 7.30 Uhr morgens, da erzählt der Regierungschef bereits wie aus dem Ei gepellt von den Erfolgen seiner Mitte-Rechts-Regierung. Kurze Zeit später lässt sich der Politiker dem Radio-Sender «Isoradio» zuschalten, der eigentlich nur Verkehrsmeldungen durchgibt. «Eine wahre Fernseh-Tournee», meinte eine Zeitung. Jetzt wurde es selbst Staatschef Carlo Azeglio Ciampi zu bunt: Die Wahlkampf-Auftritte müssten besser überwacht, der Pluralismus gewahrt werden, mahnte er mit strenger Stimme an.

Denn Italien hat in puncto Meinungsvielfalt schon lange eine Sonderstellung im europäischen Vergleich, besitzt Berlusconi doch über sein Familienunternehmen Mediaset alle wichtigen Privatsender des Landes. Als Regierungschef kontrolliert er zudem indirekt das staatliche RAI-Fernsehen. Kritiker warnen bereits vor einem Niedergang der Pressefreiheit: «Wir lagen ja schon hinter Botswana, aber am Ende einer Wahlkampagne, die von der One-Man-Show des Besitzers der Medien gekennzeichnet ist, riskieren wir, uns Iran anzunähern», schrieb die Zeitung «La Repubblica» am Donnerstag.

Auch das eher moderate Turiner Blatt «La Stampa» meinte: «Berlusconi übertreibt». So errechnete ein Kommunikationsunternehmen, dass der Medienmagnat von Silvester bis zum 15. Januar insgesamt drei Stunden und sechs Minuten im italienischen Fernsehen aufgetreten ist - Radio-Interviews nicht mitgerechnet. Zum Vergleich: Oppositionsführer Romano Prodi war ganze acht Minuten im TV zu sehen. «Das hat mit Gleichheit und Stil nichts mehr zu tun», mokierte sich der Mitte-Links-Chef.

Bei jüngsten Meinungsumfragen zu den Anfang April geplanten Parlamentswahlen lag Prodi nach wie vor knapp vor Berlusconi. «Er versucht hinter seinen Worten das gänzliche Versagen seiner Regierung zu verstecken», kommentierte Oppositionspolitiker Francesco Rutelli die Medienoffensive des Multimillionärs.

Dennoch: Der ganz große Fernsehauftritt steht Berlusconi erst noch bevor. Rund zwei Wochen vor den Wahlen will er sich - ganz nach dem amerikanischen Modell - mit seinem Herausforderer in einem TV-Duell messen. Bereits 1996 hatte er gegen Prodi im «Fernseh-Match» den Kürzeren gezogen - und seither stets die direkte Konfrontation im Fernsehen vermieden. «Ein Wortgefecht, das ihm den Todesstoß versetzt hat», kommentierten Beobachter damals mit Blick auf den Wahlsieg Prodis. (Von Carola Frentzen, dpa)

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