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Politik: Italien: Der gute Mensch von Rom

Es war die Nacht der Freudenfeste in der ewigen Stadt: Begeisterte Fußballfans fuhren mit den gelbroten Fahnen des AS Rom durch die Straßen. In letzter Minute hatte man den Vierpunktevorsprung in der Meisterschaft gehalten - Grund genug, um sich auf der Piazza Venezia auf die nur noch zwei Spieltage entfernte Meisterschaft zu freuen.

Es war die Nacht der Freudenfeste in der ewigen Stadt: Begeisterte Fußballfans fuhren mit den gelbroten Fahnen des AS Rom durch die Straßen. In letzter Minute hatte man den Vierpunktevorsprung in der Meisterschaft gehalten - Grund genug, um sich auf der Piazza Venezia auf die nur noch zwei Spieltage entfernte Meisterschaft zu freuen. Wenige hundert Meter weiter, auf der Piazza Santi Apostoli, skandierte eine aufgekratzte Menge unterdessen "Walter, Walter, Walter", denn auch der Kandidat der Mitte-Links-Koalition hat es geschafft: Walter Veltroni ist der neue Bürgermeister von Rom.

Als er sich sichtlich mitgenommen vom strapaziösen Wahlkampf endlich Gehör verschafft, spricht Veltroni vom "härtesten Kampf, den ich je geführt habe". Mit mehr als vier Prozent ist sein Vorsprung vor dem Konkurrenten Antonio Tajani größer ausgefallen, als erwartet. Veltroni hatte alles auf eine Karte gesetzt und vor der Wahl angekündigt, sein Amt als Parteivorsitzender der Linksdemokraten und sein Abgeordnetenmandat aufzugeben - auch im Falle einer Niederlage. Jetzt ist er und die ganze Linke nach dem Desaster vor zwei Wochen wie ein Phönix aus der Asche aufgestiegen. Denn auch in Turin und Neapel haben die eigenen Kandidaten gewonnen - Silvio Berlusconis Vorhaben, die Linke zu "annullieren", ist missglückt. Deren Strategie, angesichts der zu erwartenden Niederlage bei den Parlamentswahlen auf die großen Kommunen zu setzen, ist aufgegangen. Denn hier hat die Linke bewiesen, dass sie erfolgreich regiert. In Turin hat man es geschafft, die olympischen Winterspiele von 2006 zu bekommen. Rom hat den Impuls des heiligen Jahres genutzt, um seine Infrastruktur zu modernisieren. Und Neapel ist dabei, sich vom Schmuddelimage zu befreien.

Für Walter Veltroni schließt sich ein Kreis: Er begann seine politische Karriere mit 21 Jahren in Rom, als er in den Stadtrat gewählt wurde. Jetzt kehrt er zu seinen Ursprüngen zurück. Veltroni gilt als der "Gutmensch" der Linksdemokraten. Er setzt sich für eine geeinte Linke ein, die ihren Frieden mit der Wirtschaft macht und die Schwachen in der Gesellschaft nicht vergisst. Und so war seine Tour durch die arme Peripherie Roms nicht nur eine strategische Entscheidung. "Ich denke, ich habe der Linken einige ihrer Wurzeln zurückgegeben", sagt Veltroni. Indem er sich zu den Ausgegrenzten, zu den weniger Privilegierten begab, hat er den Fehler vermieden, den man den Linken so oft vorgeworfen hat: Sich in der Regierung vom Volk entfernt zu haben.

Letztes Jahr hat Lazio Rom die Meisterschaft gewonnen, dieses Jahr scheint AS Rom an der Reihe. Doch der Fußball ist nur ein Indikator dafür, dass Rom wieder in der ersten Liga spielt. Der Wahlsieg Veltronis ist auch eine Bestätigung der Amtszeit Francesco Rutellis. Ihm ist es zu verdanken, dass die Stadt Anschluss gefunden hat an Mitteleuropa und in manchen Bereichen besser dasteht als der ewige Rivale Mailand. Die pragmatische Sachpolitik in den Kommunen, dass ist die Stärke der vielen Bürgermeister der linken Mitte. Und so ist der Weg über die Städte kein Umweg, sondern ein Königsweg, um verlorenes Terrain zurückzugewinnen.

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