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Politik: Italien fürchtet neuen Terror von Links

Rom - Nach der Verhaftung von 19 angeblichen Links-Terroristen wächst in Italien die Angst vor einer Radikalisierung des politischen Klimas. Die Befürchtungen erstrecken sich auf eine für Samstag geplante Massendemonstration, zu der mehr als 50 000 Menschen erwartet werden.

Rom - Nach der Verhaftung von 19 angeblichen Links-Terroristen wächst in Italien die Angst vor einer Radikalisierung des politischen Klimas. Die Befürchtungen erstrecken sich auf eine für Samstag geplante Massendemonstration, zu der mehr als 50 000 Menschen erwartet werden. Die „pazifistische“ Kundgebung in Vicenza richtet sich gegen die geplante Ausweitung einer US-Militärbasis. Politiker und Polizei schließen jedoch nicht aus, dass Ultralinke versuchen, den Marsch für Ausschreitungen zu nutzen.

Den verhafteten Radikalen wirft die Staatspolizei vor, sie hätten Waffen und Sprengstoff gehortet, sowie mit der Ausspähung erster Opfer bereits aktiv an einer Neugründung der „Roten Brigaden“ gearbeitet. Das ist die Terrororganisation, die in den siebziger Jahren das Land mit Bombenanschlägen, Entführungen und Attentaten überzogen hat. Höhepunkt war 1978 die Verschleppung und Ermordung des christdemokratischen Politikers Aldo Moro. Zwar geht auch Innenminister Giuliano Amato davon aus, dass heute kein „revolutionärer gesellschaftlicher Kontext“ mehr existiert. Jedoch gab es am Mittwoch einige Solidaritätsbekundungen für die Inhaftierten. An einer Metallfabrik in Padua, wo zwei Hauptverdächtige als Arbeiter und linke Gewerkschaftsfunktionäre tätig waren, erschien die Aufschrift: „Terrorist ist in Wahrheit der Staat“, versehen mit dem fünfzackigen Stern der „Roten Brigaden“. Auf das Wohnhaus des führenden Polizisten wurde ein Brandanschlag verübt. Im Namen eines Terrorkommandos von einst meldete sich ein Anrufer bei der Tageszeitung „Corriere della Sera“: „Wir haben die gefallene Fahne wieder in die Hand genommen. Nichts bleibt unbestraft.“

Unterdessen haben sich linksradikale Regierungspolitiker von möglichen Ausschreitungen in Vicenza distanziert. Umweltminister Alfonso Pecoraro Scanio sagte, „Provokateure und eingeschleuste Gewalttäter“ hätten in einer „friedlichen Kundgebung der Bürger“ nichts zu suchen. Auch Kommunistenchef Franco Giordano sagte, seine Partei verurteile Gewalt „total“.

In Vicenza wollen die US-Streitkräfte ihre 173. Luftlandebrigade vereinigen. 2750 Soldaten sind seit Jahrzehnten vor Ort, etwa 1800 weitere sollen nun aus Schweinfurt und Bamberg dazustoßen. Der Fläche, den Bauten und den sonstigen Einrichtungen nach wird die Militärbasis praktisch verdoppelt. Der Gemeinderat hat bereits zugestimmt. Regierungschef Romano Prodi verwies auf angebliche Absprachen seines Vorgängers Silvio Berlusconi mit den Amerikanern und sagte, er werde das Projekt nicht verhindern.

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