zum Hauptinhalt

Italien: Prodi erwägt offenbar Militäreinsatz gegen die Mafia

Im Kampf gegen das organisierte Verbrechen erwägt Italiens Regierungschef Romano Prodi offenbar den Einsatz der Armee. Derzeit werde untersucht, welchen "langfristigen Nutzen" es haben könnte, Soldaten in Neapel zu stationieren, zitierte die italienische Nachrichtenagentur Ansa Prodi.

Rom - "Diesmal wird der Kampf nicht geführt, um die Öffentlichkeit für ein paar Tage zu beruhigen", kündigte Prodi demnach an. "Diesmal wird es ein dauerhafter Kampf sein, um für die Sicherheit der Bürger zu sorgen."

Innenminister Giuliano Amato kündigte derweil an, tausend zusätzliche Polizisten nach Neapel zu schicken. Die neu entsandten Kräfte sollten das Gebiet "Straße für Straße" kontrollieren, erklärte er am Abend, nachdem im Laufe des Tages drei weitere Menschen ermordet worden waren. Die Polizei solle außerdem mehr Motorräder bekommen, damit sie sich in den engen Straßen und Gassen der Stadt schneller fortbewegen könne.

Italiens Präsident Giorgio Napolitano, der selbst aus Neapel stammt, zeigte sich am Abend ebenfalls besorgt. Derart schlimme Tage habe die Stadt seit langem nicht mehr erlebt, erklärte er. Der Gouverneur der süditalienischen Region, Antonio Bassolina, hatte am Vortag Alarm geschlagen und eine Verstärkung der Polizeikräfte gefordert. "Wir sitzen auf einem Vulkan", warnte Bassolina, nachdem seit Freitagabend schon vier Menschen ums Leben gekommen waren. Die "besten Kräfte" des Landes müssten in den Kampf gegen die neapolitanische Mafiaorganisation Camorra geschickt werden.

Nach Polizeischätzungen gehören rund viertausend Bewohner von Neapel und Umgebung einem der verschiedenen Camorra-Clans an. In der Region liegt die Arbeitslosigkeit bei knapp 25 Prozent, landesweit dagegen nur bei sieben Prozent. Unter den 25- bis 29-jährigen Bewohnern der Provinz Neapel sind gar 53 Prozent arbeitslos. (tso/AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false