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Italien: Proteste gegen US-Militärbasis

Zehntausende Demonstranten haben im norditalienischen Vicenza gegen den geplanten Ausbau der dortigen US-Militärbasis protestiert. Aus Angst vor Ausschreitungen hatte die Regierung mehrere Tausend Sicherheitskräfte mobilisiert.

Vicenza - "Wir sind gekommen, um Nein gegen den Krieg zu sagen", meinte eine Teilnehmerin. Nach Angaben der Organisatoren waren über 100.000 Menschen gekommen, dagegen sprachen die Behörden am Abend von etwa 80.000 Teilnehmern. Schulen und Museen blieben geschlossen, auch viele Geschäfte machten zu Beginn der Demonstration dicht. Es wurden keine Zwischenfälle gemeldet, berichtete das staatliche italienische Fernsehen nach dem Ende der Proteste. Allerdings habe es vereinzelte Sprechchöre zur Solidarität mit den jüngst inhaftierten mutmaßlichen Mitgliedern der Roten Brigaden gegeben.

Ministerpräsident Romano Prodi hatte die Teilnehmer nur Stunden zuvor zur Ruhe ermahnt. Demonstrationen seien "das Salz der Demokratie", sie müssten aber "ohne jede Gewalt" verlaufen. Vor allem Linksgruppen, Kommunisten, Globalisierungskritiker sowie Anwohner hatten zu der Aktion aufgerufen. Unter den Teilnehmern waren auch Mitglieder der Koalitionsparteien, etwa aus den Reihen der Grünen und der Linksdemokraten. Auch der Literatur-Nobelpreisträger Dario Fo war unter den Demonstranten.

Afghanistan-Mandat verlängert

Kommentatoren werteten die Kundgebung auch als Zeichen des wachsenden Widerstandes gegen die Außenpolitik des seit Mai 2006 regierenden Mitte-Links-Kabinetts. Prodis Regierung hatte erst vor kurzem trotz interner Opposition dem Ausbau des Militärstützpunkts zugestimmt, außerdem hatte die Regierung, ebenfalls gegen Kritik in den eigenen Reihen, die Stationierung der italienischen Soldaten in Afghanistan verlängert. Oppositionschef Silvio Berlusconi sprach von einem "traurigen Tag" für Italien.

Auf dem Stützpunkt Vicenza sind derzeit rund 2750 US-Soldaten stationiert. In den nächsten drei Jahren sollen 1800 weitere folgen. Diese würden zumeist von US-Stützpunkten in Deutschland abgezogen.

Kilometerlange Demonstrationen

Die verschiedenen Protestzüge waren bis zu sechs Kilomter lang. Mehrere Hubschrauber der Polizei überflogen die Szene. Die amerikanische Botschaft in Rom hatte alle US-Bürger aufgerufen, Vicenza und Umgebung an diesem Wochenende zu meiden. Die Behörden befürchteten, dass sich Extremisten und Anarchisten unter die Demonstranten mischen könnten. Viele Demonstranten marschierten unter regenbogenfarbenen "Friedensfahnen", es waren aber auch Plakate mit "Yankee go home" zu sehen. Nach Angaben des Fernsehens nahmen auch einige US-Bürger an den Protesten teil.

Prodi hatte trotz Kritik deutlich gemacht, dass er die Zustimmung zum Ausbau des Stützpunkts nicht zurücknehmen werde. Dagegen fordern Kritiker ein Referendum der Anwohner über das Vorhaben. Sie warnen unter anderem vor Umweltschäden, da eine Grünfläche der Erweiterung der Basis zum Opfer fallen soll. (tso/dpa)

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