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Amal Clooney vertritt den 2012 gestürzten Präsidenten der Malediven, Mohamed Nasheed, der sich wegen einer Rückenbehandlung gerade in London aufhält.

© Andy Rain/picture-alliance/dpa

ITB-Partnerland Malediven: Im Windschatten von Amal Clooney

Der inhaftierte Ex-Präsident der Malediven, Mohamed Nasheed, reist als Patient nach London und ärgert die Regierung, die sich von Cherie Blair helfen lässt.

Mohamed Nasheed weiß genau, wie er die Welt für seinen kleinen , gefährdeten Inselstaat im Indischen Ozean interessieren kann. Der erste frei gewählte Präsident der Malediven, der 2012 aus dem Amt gezwungen worden war, hat 2009 eine Kabinettssitzung auf dem Meeresgrund veranstaltet, um auf den steigenden Meeresspiegel durch den Klimawandel und die Risiken für die Inselgruppe aufmerksam zu machen.

Nun wird er von der aktuell berühmtesten Menschenrechtsanwältin der Welt vertreten, Amal Clooney. Die Britin mit dem Oxford-Abschluss wird als Ehefrau des Hollywood-Schauspielers und Menschenrechtsaktivisten George Clooney auf Schritt und Tritt beobachtet. Derzeit leiht sie ihre Prominenz vor allem Mohamed Nasheed, der von Umweltorganisationen aus aller Welt schon zum „Nelson Mandela der Malediven“ erklärt worden ist.

Clooney ist nicht die einzige, die den Fall des im vergangenen Jahr in einem absurden Prozess wegen Terrorismus zu 13 Jahren Haft verurteilten Nasheed in seinem Kampf mit der Justiz und der autokratischen Regierung von Yameen Abdul Gayoom unterstützt. Der Stiefbruder des Langzeitdiktators Maumoon Abdul Gayoom, den Nasheed 2008 ablöste, regiert seit einer Wahl ohne Opposition 2013. Kurz vor der Eröffnung der Internationalen Tourismusmesse in Berlin, wo die Malediven in diesem Jahr das Partnerland sind, hat Nasheeds ehemaliger Außenminister Ahmed Naseem den grünen Außenpolitiker Omid Nouripour besucht.

Seit Mitte Januar ist Nasheed in London, um dort sein chronisches Rückenleiden behandeln zu lassen, das er sich nach Naseems Auskunft „durch Folter im Gefängnis“ zugezogen hat. 17 Mal sei Nasheed schon im Gefängnis gewesen, zusammengezählt gute fünf Jahre. Auch er selbst hat demnach mehr als fünf Jahre in Haft verbracht. „Auch ich bin gefoltert worden“, sagte er dem Tagesspiegel. Jedenfalls sind die 30 Tage Gefängnisurlaub, die die Regierung ihrem gefährlichsten politischen Gegner gewährt hat, am 22. Februar abgelaufen. Er hat um Verlängerung gebeten, bekam aber keine Antwort. „Er will eine Operation vermeiden“, sagt Naseem. Aber Nasheed wolle „auf jeden Fall auf die Malediven zurückkehren“, sagte er weiter.

Die Regierung hält Nasheed für ihren gefährlichsten Gegner

Die Regierung in Male ist jedenfalls maximal genervt von Nasheeds Besuch in London. Schon am zweiten Tag saß er mit Amal Clooney und seiner Frau Leila Ali Abdulla, die schon länger im Exil lebt, bei Premierminister David Cameron. Außenministerin Dunya Maumoon schimpfte: „Das ist kein Arztbesuch, das ist ein Medienbesuch.“ Sie hatte dem Tagesspiegel vor kurzem gesagt, der Prozess gegen Nasheed sei ein „rechtsstaatliches Verfahren“ gewesen.

Diese Botschaft soll auch die aktuell zweitberühmteste Anwältin Großbritanniens in die Welt tragen. Die Regierung der Malediven hat Cherie Blair beauftragt, ihre miese Reputation aufzumöbeln. Blair beschrieb den Auftrag für ihr Unternehmen Omnia Strategy als Beratung bei der Schaffung demokratischer Institutionen.

Darüber kann Ahmed Naseem nur lachen. Es gebe auf den Malediven überhaupt keine „unabhängigen Institutionen mehr“. Und die Justiz habe noch nicht einmal ein Bewusstsein dafür, dass sie eine Reform nötig habe, beklagte der 67-Jährige, der seit 2013 auf Sri Lanka im Exil lebt. Kaum war Nasheed gewählt, erklärten sich die Richter damals kurzerhand als auf Lebenszeit ernannt, berichtet Naseem. Er berichtet von mindestens 1700 Verfahren gegen Parteimitglieder von Nasheeds Oppositionspartei, die anhängig seien. Zwei Parlamentarier stünden kurz vor einer Verurteilung zu mutmaßlich langen Haftstrafen. „Ich mache mir große Sorgen um sie“, sagt er.

Gerade erst seien 12 Surfer verhaftet worden, weil sie gegen den Bau einer Brücke zwischen der Hauptinsel Male und der Flughafeninsel protestierten. Dabei würde der bei Surfern beliebteste Strand zerstört. „Eine Umweltverträglichkeitsprüfung gab es jedenfalls keines“, sagt Naseem. Er spottet, dass die 300 Millionen Dollar teure Brücke , die chinesische Investoren bauen wollen, von maximal 20 Autos am Tag befahren würde. Die Fähre brauche keine fünf Minuten in die Hauptstadt.

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