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Politik: Jahresbericht der EU-Drogenagentur - 40 Millionen Europäer haben schon einmal Haschisch probiert

Ecstasy-Pillen weniger beliebt, dafür sind Alkohol, Amphetamine und Kokain auf dem VormarschThomas Gack Bis zu 5 Millionen Menschen in der EU haben schon einmal Heroin probiert. 1,5 Millionen von ihnen sind abhängig geworden.

Ecstasy-Pillen weniger beliebt, dafür sind Alkohol, Amphetamine und Kokain auf dem VormarschThomas Gack

Bis zu 5 Millionen Menschen in der EU haben schon einmal Heroin probiert. 1,5 Millionen von ihnen sind abhängig geworden. Das geht aus dem Jahresbericht der EU-Drogenbeobachtungsstelle hervor, der am Montag in Berlin vorgestellt wurde. Allerdings scheint der Konsum der harten Drogen in Europa insgesamt konstant zu sein - die Zahl der Aussteiger und der Drogentoten entspricht in etwa der Zahl der Einsteiger. Der Drogenkonsum in Deutschland entspricht aus der Sicht der EU-Stelle dem europäischen Durchschnitt; am höchsten ist der Konsum in Großbritannien, Italien und Luxemburg. Während früher in allen EU-Staaten Heroinsucht vor allem ein Problem städtischer Armutsviertel und gesellschaftlicher Randgruppen war, breitet sich der Konsum von harten Drogen heute immer mehr in Kleinstädten und auf dem Land aus.

Nach wie vor ist Haschisch die am weitesten verbreitete illegale Droge. Über 40 Millionen Menschen in Europa haben die Einstiegsdroge schon einmal probiert. Viele sind zeitweise dabei geblieben. Andere konsumieren Cannabis ein Leben lang. Jeder vierte Europäer zwischen 15 und 34 Jahren hat schon einmal zum Joint gegriffen. In den Discotheken und Jugendclubs in Europa wird der Konsum von Cannabis als "normal" oder "cool" angesehen. Das typische Milieu für die synthetischen Drogen wie Ecstasy sind die Discos.

Doch inzwischen scheinen sich sowohl die Musik als auch die Drogen der Jugendszene auch auf die Nachtclubs außerhalb auszubreiten. Nach vorsichtigen Schätzungen der EU-Drogenbeobachter werden in den Tandzclubs in Großbritannien jedes Wochenende mehr als eine Million Ecstasy-Trips geschluckt. Die Tendenz ist europaweit allerdings fallend. Offenbar werden immer mehr durch die körperlichen Folgen - ,,hängende Zungen, rote Gesichter, Grimassen" - abgeschreckt. Stattdessen breitet sich wieder die klassische Droge des Abendlands, der Alkohol, auch in der Freitzeitszene der europäischen Jugendlichen aus. Immer beliebter wird zudem der Amphetammin-Konsum - Aufputsch-Pillen unterschiedlicher Art und Wirkung. Im Mittelklasse-Milieu der eher wohlhabenden jungen Erwachsenen wird auch Kokain immer beliebter. Die teure Schnupf-Droge sei in Europa zu einer "Freizeit- und Lifestyle-Droge" geworden, heißt es im Bericht der EU-Agentur.

Nach wie vor bestehen zwischen Drogen und Kriminalität sowie Drogen und Krankheit europaweit enge Zusammenhänge. In vielen EU-Ländern sitzen rund 50 Prozent der Häftlinge wegen Drogendelikten hinter Gittern. Geradezu katastrophale Verhältnisse herrschen in den Gefängnissen: Zwischen 50 und 90 Prozent der Häftlinge konsumieren Drogen. Die Überfüllung der Strafanstalten behindere vielfach die Kontrolle, den Kampf gegen den Drogenkonsum und jegliche Therapiebemühung.

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