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Jakobsweg: Merkel ist dann mal weg

Bundeskanzlerin Angela Merkel pilgert mit dem spanischem Premier Rajoy auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela. Politik spielt bei dem Treffen aber auch eine Rolle.

Die prominenteste Wanderin auf dem weltberühmten spanischen Jakobsweg im grünen Nordwesten des Königreichs kommt in diesem Jahr aus Deutschland: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wanderte am Sonntagabend gemeinsam mit Spaniens konservativem Regierungschef Mariano Rajoy auf dem Pilgerpfad. Der Spaziergang auf einem etwa fünf Kilometer langen Teilstück der Route bildete den Auftakt zu einem zweitägigen Arbeitstreffen der beiden Regierungschefs.

Polit-Tourismus

Am heutigen Montag steht zunächst ein Besuch in der mächtigen Kathedrale der Pilgerhauptstadt Santiago de Compostela an, die in der Region Galicien liegt. Das Gotteshaus ist jedes Jahr Ziel für zigtausende Jakobs-Pilger aus aller Welt. Nebenbei geht es bei Merkels „Pilgerreise“ um Politik.

Die Politiker wollen den EU-Gipfel vorbereiten

Die deutsche Kanzlerin will mit Rajoy den EU-Sondergipfel in Brüssel am 30. August vorbereiten. Dabei steht die bisher umstrittene Besetzung mehrerer EU-Spitzenposten im Mittelpunkt. Rajoy will seinen bisherigen Wirtschaftsminister Luis de Guindos als neuen Vorsitzenden der Euro-Gruppe durchsetzen. Das Amt hat derzeit noch der Niederländer Jeroen Dijsselbloem inne.

Auch Demonstranten haben sich angesagt

Merkel und Rajoy suchten sich ein Teilstück der wohl bekanntesten Pilgeretappe kurz vor Santiago de Compostela aus. Die Strecke führt durch Eichenwälder und kleine Dörfer. Sie bietet den Wanderern herrliche Blicke auf das nur wenige Kilometer entfernte Pilgerziel Santiago. Die Stadt, in der rund 100 000 Menschen leben, ist der Geburtsort Rajoys. Das historische Zentrum Santiagos gehört zum Weltkulturerbe. Beim Besuch in Santiago dürfte Merkel nicht nur mit Applaus begrüßt werden. Auch eine Demonstration gegen die deutsche Regierungschefin wurde angekündigt, weil Merkel die „wichtigste Antriebskraft“ jener europäischen Sparpolitik sei, die zur „Verarmung“ in Spanien geführt habe.

Spanien erholt sich langsam

Nachdem sein Krisenland vor zwei Jahren kurz vor dem Bankrott stand, hat Rajoy auch die Ausgaben im Bildungs-, Gesundheits- und Sozialsektor radikal gekürzt. Inzwischen zeichnet sich in Spanien eine leichte Erholung ab. Der Schuldenberg wächst zwar weiterhin, aber die Konjunktur sprang wieder an und die sehr hohe Arbeitslosigkeit sinkt – wenn auch nur langsam.

Pilger aus aller Welt

Rund 150 000 Menschen wandeln jedes Jahr auf den Spuren des Apostels Jakob, der auf Spanisch Santiago heißt und dessen sterbliche Überreste in der Kathedrale ruhen sollen. Etwa jeder zehnte Pilger kommt aus dem deutschsprachigen Raum. Die Hauptpilgerstrecke, der „französische Weg“, von den Pyrenäen an der Grenze zu Frankreich nach Santiago, ist knapp 800 Kilometer lang. Um die begehrte Pilgerurkunde „Compostela“ zu erhalten, welche die entbehrungsreiche Wallfahrt bescheinigt, muss man die letzten 100 Kilometer zu Fuß oder die letzten 200 Kilometer per Fahrrad oder zu Pferd zurückgelegt haben.

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