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Politik: Japans Regierung verspricht strengere Sicherheitsmaßnahmen

Sieben Monate nach dem schweren Unfall in der japanischen Atomanlage Tokaimura ist ein zweiter Arbeiter seinen schweren Verletzungen erlegen. Der 40-jährige Masato Shinohara starb nach Angaben der Nachrichtenagentur Jiji Press am Donnerstag im Universitätskrankenhaus von Tokio, wo er seit dem Unglück im September 1999 behandelt worden war.

Sieben Monate nach dem schweren Unfall in der japanischen Atomanlage Tokaimura ist ein zweiter Arbeiter seinen schweren Verletzungen erlegen. Der 40-jährige Masato Shinohara starb nach Angaben der Nachrichtenagentur Jiji Press am Donnerstag im Universitätskrankenhaus von Tokio, wo er seit dem Unglück im September 1999 behandelt worden war. Als Todesursache gaben die Ärzte das Versagen mehrerer lebenswichtiger Organe an. Bereits im Dezember war der 35 Hisashi Ouchi an Organversagen gestorben, der in der Brennelementefabrik ebenfalls verstrahlt worden war. Ouchi war der erste Mensch, der in Japan an den Folgen eines atomaren Unfalls ums Leben kam.

Ein dritter Arbeiter, der ebenfalls verstrahlt worden war, wurde im Dezember aus dem Krankenhaus entlassen. Nach offiziellen Angaben wurden in der Nachbarschaft von Tokaimura 439 Menschen Strahlungen ausgesetzt, darunter auch Anwohner der Anlage. Der japanische Ministerpräsident Yoshiro Mori bezeichete den Tod der beiden Arbeiter am Donnerstag als "Tragödie". Die Regierung werde "alle Anstrengungen unternehmen, damit sich solch ein Atomunglück nicht wiederholt".

In Tokaimura - 120 Kilometer von Tokio entfernt - hatte sich am 30. September 1999 der schwerste Atomunfall seit der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl ereignet. Damals hatten drei Arbeiter eine viel zu große Menge Uran in ein Abklingbecken gekippt und damit eine unkontrollierte Kettenreaktion ausgelöst. Zwei der Arbeiter sind nun tot. Der dritte Arbeiter wurde ebenfalls verstrahlt, konnte das Krankenhaus im Dezember aber wieder verlassen. Wegen schwerer Versäumnisse und Gesetzesverstöße hat die Regierung in Tokio der Betreiberfirma JCO mittlerweile die Lizenz entzogen. Nach Presseberichten bereitet die japanische Polizei zudem ein Ermittlungsverfahren gegen JCO und deren Präsidenten Hiroharu Kitani vor. Die Betreiberfirma ist eine Tochter des japanischen Konzerns Sumitomo Metal Mining.

Auf der Intensivstation der Universitätsklinik hatte Shinohara monatelang um sein Leben gekämpft. Schließlich mussten die Ärzte aber alle Hoffnung aufgeben, den 40-Jährigen noch retten zu können. Bei dem Unfall hatten die Arbeiter eine radioaktive Dosis abbekommen, die bis zu 17 000 Mal so hoch wie die durchschnittliche Jahres-Dosis war. Die Witwe Sachiko Shinohara, die am Totenbett gewacht hatte, sagte: "Wir haben alle für seine Gesundung gebetet. Aber heute ist er gestorben. Ich bete nun, dass sich solch ein Unfall nie wiederholen wird." Der dritte verstrahlte Arbeiter, ein 55-jähriger Mann, muss sich nach der Entlassung aus dem Krankenhaus regelmäßig auf Folgeschäden untersuchen lassen.

Ministerpräsident Mori bekräftigte die Absicht, die Sicherheitsmaßnahmen in den japanischen Atomanlagen zu verstärken. Im vergangenen Monat hatte Japan bereits angekündigt, wegen des Unfalls sein geplantes Atom-Programm zusammenzustutzen. Offen ist nun, ob das Land bis zum Jahr 2011 wie geplant 16 bis 20 neue Atomkraftwerke bauen wird. In Japan sind gegenwärtig 51 AKW in Betrieb.

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