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Politik: „Je mehr Kinder, desto mehr Armut“

Jeder dritte Sozialhilfeempfänger ist unter 18 Jahre alt

Deutschland ist eines der reichsten Länder der Welt – doch immer mehr Menschen in der Bundesrepublik sind auf Sozialhilfe angewiesen. In den vergangenen 40 Jahren ist die Zahl der Sozialhilfeempänger fast permanent gestiegen, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden jetzt ermittelt hat. 1963, als die Sozialhilfe eingeführt wurde, war nur ein Prozent der Bundesbürger auf sie angewiesen. Seitdem hat sich der Anteil der Sozialhilfeempfänger an der Bevölkerung verdreifacht. Mittlerweile erhalten 2,76 Millionen Menschen die staatlichen Transfers, das sind 3,3 Prozent der gesamten Bevölkerung.

Absolut gesehen gibt es heute sogar fünfmal so viele Sozialhilfeempfänger wie vor 40 Jahren. Vor allem sind immer mehr Ausländer davon bedroht, in die Armut abzurutschen. Jeder fünfte Sozialhilfeempfänger ist mittlerweile Ausländer. 1965 waren es nur drei Prozent. „Das liegt aber nicht nur an der verstärkten Zuwanderung“, sagte Hermann Seewald, Leiter der Abteilung Soziales beim Statistischen Bundesamt. Vielmehr seien Ausländer „heute generell stärker von Armut bedroht“, sagte er dem Tagesspiegel.

Unterhalb der Wohlstandsgrenze leben heute auch immer mehr Kinder. 37 Prozent der heutigen Sozialhilfeempfänger sind unter 18 Jahren. Für allein erziehende Mütter sind Kinder in vielen Fällen ein Armutsrisiko. „Allein erziehende Frauen hören auf zu arbeiten, sobald Kinder kommen“, sagte Johann Hahlen, Präsident des Statistischen Bundesamtes. „Je mehr Kinder, desto mehr Armut.“ So wird verständlich, dass mehr Frauen als Männer Sozialhilfe empfangen.

Im Bericht der Statistiker gibt es auch einen Lichtblick: Der Anteil älterer Menschen an den Sozialhilfeempfängern sank in den vergangenen vierzig Jahren um ein Drittel. Das liege an der Rentenversicherung, sagte Seewald.

Maxi Leinkauf

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